Der Ersatzmann spielt strahlend
Klassik: Klavierfestival Ruhr glanzvoll eröffnet.
Bochum. Das mit jährlich rund 60000 Besuchern größte Klavierfestival der Welt, das Klavierfestival Ruhr, startete mit allen musikalischen Schikanen in der Bochumer Jahrhunderthalle. Zwar musste der Star-Pianist Jean-Yves Thibaudet krankheitsbedingt absagen. Dafür übernahm der 1981 in Toulouse geborene Bertrand Chamayou, Gewinner renommierter Klavierwettbewerbe, den technisch extrem schwierigen Solopart der "Burleske" von Richard Strauss. Ihn begleitete Nordrhein-Westfalens Top-Klangkörper, das WDR Sinfonieorchester unter Leitung seines scheidenden Chefdirigenten Semyon Bychkov.
Dieser Festivalauftakt machte richtig viel her, denn es gibt kaum spektakulärere Orchesterstücke als die des Münchner Spätromantikers Strauss. Und wie bedeutend das Klavierfestival Ruhr für die Region geworden ist, betonte Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff in seiner Eröffnungsrede: "Das Klavierfestival ist der Ur-Kern der Kulturhauptstadt Ruhr 2010."
Zwar bietet die Jahrhunderthalle keine günstige Akustik fürs Klavier, das leider selbst auf vorderen Plätzen klingt, als stünde es sehr weit weg. Doch das zupackende, präzise und persönlichkeitsstarke Spiel Bertrand Chamayous kompensiert das akustische Manko durch ungemein starke künstlerische Präsenz. Als Chamayou für den Bruchteil einer Sekunde aussetzt, findet er sich derart souverän wieder ein, als sei gar nichts gewesen.