"Hedda Gabler" im Düsseldorfer Schauspielhaus: Gefangen im Papierkäfig
Stephan Rottkamp inszeniert Henrik Ibsens „Hedda Gabler“ in gestraffter Form im Kleinen Haus.
Düsseldorf. Wenn der elegant geraffte Vorhang sich hebt und den Blick auf die Bühne im Kleinen Haus freigibt, traut man seinen Augen kaum: Alles Papier? Bühnenbildner Robert Schweer hat die Villa, in der Jörgen und Hedda Tesman seit fünf Jahren leben, mit gelben, bekritzelten Haftzetteln zugekleistert. Wände, Schrank, Klavier und Fenster, sogar die Geweihe an der Wand sind zugeklebt! Am Boden liegen außerdem rote Zigarettenschachteln - Heddas Beitrag zum Eheleben. Während der Wissenschaftler in seiner Zettelwirtschaft umherschusselt, raucht die Dame des Hauses und pfeffert ab und an ein Buch in den kalten Kamin.
Hedda Gabler ist eine der faszinierendsten Gestalten der Dramengeschichte. Wie immer man sie fassen will, etwas an dieser verzweifelten Frau bleibt ein Rätsel. Aber an Geheimnissen scheint Stephan Rottkamp nicht interessiert. Darum sind die Personen in seiner Inszenierung höchstens zweidimensional: Biestig und hilflos, souverän und neurotisch oder allzunett und habgierig, so werden sie vorgeführt in künstlich-kunstvollen Szenen. Das macht den Abend insgesamt etwas flach, auch wenn er meist spannend anzusehen und sehr gut gespielt ist. Stürmischer Applaus, vor allem für Christiane Roßbach und Rainer Galke.