Konzert: Große Klasse ohne Eitelkeit
Randy Crawford begeistert das Publikum in der Düsseldorfer Tonhalle mit ihrer warmherzigen Soul- und Jazz-Stimme.
Düsseldorf. Als sie nach fünf Stücken ihres Begleittrios endlich auf die Bühne kommt, dauert es keine fünf Sekunden, und sie hat das Publikum in der annähernd ausverkauften Tonhalle für sich eingenommen.
Randy Crawford - Wanderin zwischen Rhythm’n’Blues und Jazz, Blues, Soul und Pop - gehört zu den großen schwarzen Sängerinnen Amerikas, und sie überwältigt mit ihrer warmherzig klingenden Altstimme genauso wie mit der uneitlen Selbstverständlichkeit ihres Auftretens.
"Street Life" war ihr großer Hit im Jahr 1979, den sie für die Band The Crusaders sang. Keyboarder Joe Sample hatte das Stück komponiert, mit Sample hat sie 2006 für die CD "Feeling Good" die Zusammenarbeit wieder aufgenommen.
In diesem Herbst folgte mit "No Regrets" eine weitere CD der beiden Musiker, Material aus beiden CDs bestimmen das Live-Programm, mit dem sie jetzt auf Tour sind.
Sample am Flügel, sein Sohn Nick am Kontrabass und die Legende Steve Gadd am Schlagzeug: Die Begleitung Crawfords ist auf diese Kernbesetzung reduziert, die Arrangements fallen dementsprechend klar aus. Keine überflüssigen Sounds drängen sich in den Vordergrund, alles dient der Präsentation der Songs.
Es ist bezeichnend, dass Gadd den ganzen Abend über Besen spielt. Auch er - selbst ein Star - ordnet sich unter. Sample ist kein Virtuose der schnellen Läufe in der Rechten, dafür kann er perfekt funky spielen. Er verfügt über ein anscheinend endloses Repertoire an rhythmisch packenden Begleitpatterns, die er trotz der Härte seines Anschlags auch dezent einzusetzen versteht. In die Pausen Crawfords lässt er immer wieder kleine Melodien perlen.
Crawford singt Soul-Klassiker wie "Respect Yourself" oder "End Of The Line", die Billy-Holiday-Songs "Me, Myself And I" und "Tell Me More And More" oder auch eigene Hits wie "One Day I’ll Fly Away" und eben "Street Life". Ihr Alt hat Luft nach unten, und wenn sie ganz selten einmal eine Spitze abschießt, ahnt man, wie viel Kraft sie in Reserve hat.
Es ist der ökonomische Umgang mit ihren Mitteln, der die Sängerin auszeichnet. Sie wuchert nicht mit ihren Pfunden, sondern stellt sich selbst ganz in den Dienst einer nuancenreichen und vielfarbigen Darbietung. Singt sie laut, lässt sie das Mikrofon sinken, wird sie leise, führt sie es wieder an den Mund, doch nie hat sie es wie weniger Begabte dauernd an den Lippen kleben, um dann doch nur vorgeblich bedeutsam zu hauchen.
Bei "No Regrets", einer stilsicheren Coverversion von Edith Piafs "Non, je ne regrette rien", lässt sie das Mikrofon sogar einmal ganz in den Schoß sinken, und trotzdem schwebt ihre Stimme immer noch klar vernehmlich in der hohen Kuppel der Tonhalle über den Köpfen der Zuschauer. Stehende Ovationen und mehrere Zugaben.