Rheinoper: Schöne grelle Warteschleife
Uraufführung: Das Auftragswerk der Rheinoper „The Fashion“ ging erstmals über die Bühne. Es ist eine „modische Oper in zwölf Szenen“.
<strong>Düsseldorf. "Wir haben uns immer gewünscht, die Menschen sollen sich mehr der Mode widmen! Nun sind sie alle kollektiv in die Falle gegangen." Dieser Ausspruch stammt nicht etwa von einem steifen Anti-Modisten, sondern von Wolfgang Joop. Und zu finden ist er im Programmheft der Oper "The Fashion", dem Auftragswerk der Düsseldorfer Rheinoper, das am Samstag uraufgeführt wurde. Und noch einer stimmt Joop zumindest im Grundton bei: "Mode bleibt Mode, bis sie den Leuten zum Halse heraushängt!" Sagt Karl Lagerfeld, und er wird es wissen.
Giorgio Battistelli ist für Musik und Gesang, Bob Goody für das Libretto verantwortlich, Michael Simon führt Regie, Volker Weinhart taucht die Bühne, das "Hotel Five Seasons", in eine Flut von Farben - vom Kalkweiß bis zum Rot am Schluss in der "Blutbad"-Szene. Aber hier darf man nichts zu ernst nehmen, schon der Name "Fünf Jahreszeiten" macht deutlich, dass wir es eher mit Karneval zu tun haben.
Aber das ist gründlich daneben gegangen. Man kann ja noch lachen über die Karikaturen einer schrillen Modejournalistin oder die von Jeanne Piland so schön giftig gespielte und gesungene Mailänder Designerin Maria Maria. Aber dass Handlung und Texte dermaßen trivial bleiben - "Du bist die Butter auf meinem Toast", lautet eine Liebeserklärung -, ist fast eine Publikumsbeschimpfung.
Im Hotel wird eine Modenschau vorbereitet. Das Zimmermädchen Meli soll gefeuert werden, weil sie immer zu spät kommt. Dann trifft Modedesignerin Maria Maria ein, doch ihr männliches Topmodel Tarquin ist erkrankt. Meli findet die Kollektion, schlüpft als "Mel Martini" hinein und hat einen Sensationserfolg. Am Ende gibt es ein Blutbad.
Die Musik ist schlicht uninspiriert. Komponiert für konventionelles Sinfonieorchester, beeindrucken nur das verstärkte Schlagwerk, die Geiger und die gegen Ende sich in einem fulminanten Crescendo entladenden Kontrabässe und Celli. Doch feinere musikalische Farben, Zwischentöne und Finessen etwa von Blasinstrumenten fehlen völlig. Viel Lärm um nichts.
Dafür wird geradezu brillant gesungen, aber auch skurril gespielt, unter anderen von Bruce Rankin, Monique Simon, Daniel Djambazian, Tony Tizzi und Steven Harrison, Jörg Waschinski und Elisabeth Selle vom Jungen Ensemble Rheinoper.
Der Drehbühne ist man nach diesem Abend fürs erste überdrüssig. Dass Michael Simon sich ihrer so auffällig oft bedient, legt die Interpretation nahe: Die ganze Branche ist nichts als eine bunt aufgemotzte Warteschleife.
Werdegang: Geboren 25. April 1953 in Albano Laziale, Studium von Klavier, Musikgeschichte und Komposition, 1978 Diplom. 1975 Seminare bei Karlheinz Stockhausen und Mauricio Kagel in Köln. Mehrere Opernaufführungen. Seit Ende 1996 Künstlerischer Leiter der Arena di Verona.
Düsseldorf: Die Rheinoper arbeitet seit über zehn Jahren mit ihm zusammen. 1997 führte sie Battistellis "Die Orchesterprobe" nach Fellini auf, 23. Januar 2007 folgte "Richard III" nach Shakespeare.