Rossini-Oper: Hier lohnt sich das Einchecken
Tobias Richter inszeniert Rossinis „Il Turco in Italia“ in Düsseldorf.
<strong>Düsseldorf. Unter Rossinis hübschen, leichten, rasanten Opern befinden sich ein paar Stiefkinder wie "Il Turco in Italia". Schon bei der Uraufführung kam das Stück nicht so recht beim Publikum an und gerät bis heute selten auf die Spielpläne. Doch Rheinopern-Intendant Tobias Richter scheint einen Narren an dieser Opera buffa gefressen zu haben und inszeniert sie gleich selbst, und zwar mit viel Albernheit. Er versetzt die Handlung ins 20. Jahrhundert, das durch Kostüme, Styling und Requisiten mal an die 50er, mal die 80er Jahre erinnert. Schauplätze sind die elegant-mediterrane Lobby sowie die Terrasse eines italienischen Grand-Hotels. Richter betont die im Stück angelegten Stereotypen. Der interaktiv ins Geschehen eingreifende Dichter Prosdocimo (mit viel Spielwitz: Bruno Taddia) imsandfarbenen Leinenanzug und mit Sommerhut wirft seinen weißen Seidenschal über die linke Schulter. Der Türke Selim (stimmlich etwas zu schwer: Tomasz Konieczny) entsteigt mit zweireihigem dunkelblauem Goldknopf-Blazer und weißer Hose seiner von schwarzem, grimmig dreinschauenden Sicherheitspersonal bewachten Yacht. Und der sich von seiner Frau Fiorilla betrogen glaubende und bereits recht betagte Geronio (brillant komisch: Alberto Rinaldi) trägt einen zum Schluss betont unchic schwarzweiß gestreiften Morgenmantel und dazu rote Strümpfe. Das lichte, kastanienbraun gefärbte Haar liegt strähnig auf dem Kopf.
Unbestrittener Star des Abends ist die Sopranistin Marlis Petersen
Auf der Bühne herrschen Sommerferien. Touristen bevölkern mit Fotoapparaten bewaffnet die Hotelhalle. An der Bar wienert Barkeeper Harald (kurze Sprechrolle: Harald Beutelstahl) Theke und Gläser und wirft unvermutet in den Raum "Ich heiße Harald!". Tobias Richter setzt auf Gags, die indes nur gelegentlich so recht zünden wollen.
Freude am Belcanto kommt auch eher sporadisch auf. Antonis Koroneos bewältigt die anspruchsvolle Koloraturpartie des Nebenbuhlers Narciso durchaus respektabel, doch merkt man ihm auch die Mühe etwas an.