Aus dem Leben eines vierbeinigen Superhelden
Animation TV-Hund „Bolt“ verlässt seinen Set und muss erkennen, dass in der realen Welt seine Superkräfte nicht funktionieren.
Eigentlich nichts Neues, dass Hunde Leben retten. Boomer, Lassie, Kommissar Rex - in den besten Freund des Menschen projizieren Fernsehen und Kino gerne den aufopferungsbereiten Samariter. Auch Bolt ist einer dieser Superköter, sogar mit Superkräften gesegnet.
Einmal pro Woche tritt er als Held einer erfolgreichen TV-Serie gegen gefährliche Syndikatsgangster mit Allmachtsphantasien an, meist, um sein geliebtes Frauchen zu retten, das natürlich ein zehnjähriges Mädel ist. Tiere und Kinder gehen immer! Vor allem, wenn Disney seine Finger im Spiel hat.
Umso erstaunlicher ist, dass "Bolt", der neueste Animationsfilm aus dem Hause Maus, genau diese Rollenbilder fast schon subversiv durch den Kakao zieht. Wo sonst die bunt gescheckte Beschaulichkeit als ironiefreie Zone zelebriert wird, kommt "Bolt", zumindest in seiner ersten Stunde, an die großen Erfolge der Disney-Tochter Pixar ("Findet Nemo", "Ratatouille") heran und konfrontiert den Hund, der denkt, er sei ein echter Superheld, mit der Realität.
Durch eine Intrige, eingefädelt von den neiderfüllten Tier-Nebendarstellern, wird Bolt per Paket nach New York verschickt. Plötzlich ist es vorbei mit Hindernissen wegknurren und tödliche Schallwellen bellen. Während der naive TV-Star noch überzeugt ist, dass ihn kosmische Kräfte lähmen, macht ihm Streunerkatze Mittens allmählich klar, dass er ein stinknormaler Kläffer ist. Die Sehnsucht nach seinem Frauchen mildert das freilich nicht. Doch Hollywood ist fern.
Geschickt spielt "Bolt" mit den gängigen Niedlichkeitsklischees, die das Verhältnis Mensch/Hund ausmachen. Dabei hält der Film stets die Waage, reizt mit Fahrtwindhecheln und rehäugiger Läutseligkeit seines Protagonisten zum Lachen, ohne sich boshaft darüber lustig zu machen.
Die Odyssee zurück nach Hause wird für Katz und Hund zur Bewährungsprobe, während der Bolt auch ohne Superkräfte über sich hinauswächst. Leider spart Disney am Ende, trotz des fulminanten Starts, nicht mit dieser platten Moralkeule. Dank der fein gezeichneten Charaktere, allen voran dem hyperaktiven Haushamster Dino, verschmerzt man diesen flüchtigen Schmalz.