Berlinale 2007: "Yella" - Porträt einer Träumenden

Christian Petzolds Film „Yella“, der zweite deutsche Beitrag bei den Filmfestspielen, mischt Elemente von Thriller und Melodram.

Berlin. Mit Beifall hat das Berlinale-Publikum gestern den zweiten deutschen Wettbewerbsbeitrag "Yella" von Christian Petzold aufnommen. Der festivalerfahrene Petzold ("Gespenster") aus Haan erzählt eine Geschichte zwischen Traum und Wirklichkeit. Nina Hoss spielt eine junge Frau aus dem brandenburgischen Wittenberge, die aus ihrer zerrütteten Ehe und vor der Pleite ihrer Firma flieht und in Hannover eine Stelle annimmt.

In der männlichen Hauptrolle ist als zielstrebiger, aber betrügerischer Finanzmanager Devid Striesow zu sehen, der das Festivalpublikum bereits im ersten deutschen Wettbewerbsbeitrag "Die Fälscher" (Regie Stefan Ruzowitzky) beeindruckte. Als Yella in einem schweren Unfall verwickelt wird, verwischt für sie und auch den Kinozuschauer die Grenze zwischen realem Leben und Wunschtraum. Während im Vorjahr noch vier deutsche Filme im Wettbewerb konkurrierten, haben dieses Mal nur zwei einheimische Produktionen Bären-Chancen.

"Yella" mischt Elemente eines Thrillers und eines elegischen Melodrams mit pessimistischer Grundstimmung. "Ich habe schon immer Interesse an Gruselstoffen gehabt", sagte Petzold. "Der Film zeigt das noch nicht gelebte Leben, den Wunschtraum" - wie das Leben hätte sein können. Yella und ihr Chef, beide um die 30 Jahre, beginnen, auch jenseits der Arbeit eine Art Beziehung aufzubauen. Doch immer wieder steht Yellas Ehemann (Hinnerk Schönemann) aus der Provinz ihrer neuen Karriere und ihrem neuen Selbstbewusstsein im Weg. Stimmen und Geräusche aus der Vergangenheit dringen in Yellas scheinbar neues Leben ein. Sie meint zu träumen und fürchtet, dass ihr Neuanfang in diesem so viel schnelleren Leben nicht real ist.

Nach "Die innere Sicherheit" und "Gespenster" zeigt Petzold in "Yella" den letzten Teil einer lose angelegten Trilogie über Menschen, die mit den Dämonen der Vergangenheit kämpfen. Mit "Gespenster" war er bereits 2005 im Berlinale-Wettbewerb vertreten. Petzold sagte, seine Regiearbeit sei eindeutig kein "Ost-West-Film". "Ich hätte den Film auch im Ruhrgebiet machen können oder in einer anderen Stadt, in der Betriebe abgewickelt wurden." Der Film sei ein "Porträt einer Träumenden". Mit der zurzeit auf Theaterbühnen wie in Kinoproduktionen begehrten Nina Hoss hat Petzold 2001 bereits den preisgekrönten Film "Toter Mann" gedreht. "Yella" ist Petzolds achter Spielfilm.

Insgesamt 22 Filme aus aller Welt konkurrieren im offiziellen Berlinale-Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären. Am Samstag werden die Gewinner bekannt gegeben. Mit dem Berlinale-Kinotag geht das zehntägige Festival am Sonntag dann zu Ende.

Geboren am 7. Juli 1975 in Stuttgart. Sie gilt als eine derbesten deutschen Theaterschauspielerinnen. Sie erhält im März für ihreDarstellung der "Medea" am Deutschen Theater Berlin, dessen Ensemblesie seit September 1998 angehört, den Gertrud-Eysoldt-Ring, einen derbedeutendsten Theaterpreise.

Film: Bekannt wurde sie auf der Leinwand in Bernd Eichingers"Das Mädchen Rosemarie" von 1996. Nach "Toter Mann" arbeitet sie nunzum zweiten Mall mit Christian Petzold zusammen.