Berlinale-Eröffnung zwischen James Franco und Tofu-Eintopf
Berlin (dpa) - Wenn Gala-Moderatorin Anke Engelke in den Saal steigt, um mit dem Kaugummi kauenden Hollywoodstar James Franco anzubandeln, dann ist: Berlinale, Showtime.
Zur Eröffnung des Berliner Filmfestivals kamen am Donnerstagabend so viele Prominente, dass die Zuschauer kaum hinterherkamen: „War das nicht Juliette Binoche / Iris Berben / Christoph Waltz / Werner Herzog / Veronica Ferres / Senta Berger / Tom Tykwer...?“
Es gab einige Hingucker. Schauspielerin Sunnyi Melles führte ein Abendkleid mit eingebauten LED-Leuchten vor. Die Jungstars David Kross und Florian David Fitz trugen schnieke Fliegen. Anna Loos zeigte in ihrem grünen Kleid ein Tattoo auf dem Rücken. Hannelore Elsner trug einen schwarzen Kopfputz, der in England als „Fascinator“ durchgehen würde. Marie Bäumer erinnerte im weißen Hosenanzug ein bisschen an Marlene Dietrich. Und Regisseur Rosa von Praunheim wie immer kurios: Diesmal sah es aus, als sei ein Hochzeitskleid für seinen Anzug recycelt worden.
Berlinale, das ist für die deutsche Filmbranche eine Art Klassentreffen. „Ich freue mich, Menschen zu sehen, die ich das letzte Mal vor einem Jahr gesehen habe“, sagte Anna Maria Mühe. Ihr Kollege Armin Rohde hat sich in seiner Berlinale-Zeit mindestens zwei Abendveranstaltungen vorgenommen. Und Kollegen will er treffen. „Da bin ich einfach sentimental.“ Berlins neuer Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) klärte die Reporter auf, dass er nicht zum ersten Mal bei der Berlinale sei, sondern zum 13. oder 14. Mal.
Ein ernstes Thema hatte die Gala auch: den mangelnden Anteil von Frauen in der Branche, gerade hinter der Kamera. „Natürlich sind sie unterrepräsentiert“, findet Iris Berben. Die Spanierin Isabel Coixet war erst die zweite Frau, die seit Berlinale-Start im Jahr 1951 die Eröffnung bestritt.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) machte sich für die Freiheit der Kunst stark und erwähnte dabei auch die Anschläge von Paris. Sie lobte Festivalchef Dieter Kosslick dafür, dass er den mit einem Arbeitsverbot belegten iranischen Regisseur Jafar Panahi so lange einlade, bis er nach Berlin reisen dürfe: die Berlinale als politisches Festival. „Es ist die Kunst, die dort Brücken baut, wo Politik und Diplomatie an ihre Grenzen stoßen“, sagte Grütters.
Bevor das Grönland-Drama „Nobody Wants the Night“ mit Juliette Binoche im Festivalpalast lief, machte Moderatorin Anke Engelke ihre Gags. Etwa über das bescheidene Berlin: Die anderen Festivalstädte hätten vielleicht eine Croisette, einen Canal Grande oder einen Flughafen. „Wir in Berlin, wir haben... Strom, fließendes Wasser! Und wir sind deprimiert!“ Als sie James Franco im Publikum fand, begrüßte sie ihn auf englisch: „Mein Name ist Helene Fischer...“ Immerhin bekam sie einen Handkuss von Frauen- und Männerschwarm Franco, der bei der Berlinale gleich mehrfach auf der Leinwand zu sehen ist.
Während der Eröffnungsfilm lief, tischten die Köche hinter den Kulissen das Menü für die Party auf: Muschelnudeln mit Gewürzkürbis, Pilze in Kräuterrahm und pochierte Lachsforelle standen auf der Karte. Und auch der „Gaisburger Marsch“, das Wurzelgemüse aus Schwaben, der Heimat des Festivalchefs Kosslick. Der ist ein Öko, dazu passend gab es Tofu im Eintopf.