Bewegender Abschied von Bernd Eichinger
München (dpa) - Bernd Eichinger war nicht nur ein großer Filmemacher. Er war vielen auch ein guter Freund - und ein Mensch mit unbändiger Lebensfreude. Im Film wäre sein Tod ein falscher Schnitt, sagte Regisseur Tom Tykwer bei der Trauerfeier und sprach vielen Gästen aus dem Herzen.
Der Abschied war großes Kino, selbst der rote Teppich trug Trauer und war schwarz: In einem bewegenden Gottesdienst haben Familie, Freunde und Wegbegleiter in München Abschied von dem Filmproduzenten Bernd Eichinger genommen. „Du wolltest immer Filme zum Ereignis machen und bist selbst zum Ereignis geworden“, sagte Eichingers langjähriger Wegbegleiter, Regisseur Uli Edel.
Viele Prominente aus der Welt des Films und Fernsehens erwiesen ihm die letzte Ehre - darunter Entertainer Thomas Gottschalk, Regisseur Wolfgang Petersen und die Schauspielerinnen Hannelore Elsner und Katja Flint sowie der Rapper Bushido. Auch Natascha Kampusch war zur Feier nach München gekommen - Eichinger arbeitete gerade an einem Film über ihre Entführung, als ein Herzinfarkt am 24. Januar seinem Leben ein jähes Ende setzte.
Regisseur Tom Tykwer fand vielleicht den besten Weg, das Entsetzen über den plötzlichen Tod seines Freundes in Worte zu fassen: „Im Film würde Bernds Tod wirken wie ein falscher Schnitt“, sagte er in seiner Trauerrede in der katholischen St. Michaelskirche mitten in München. „Da fehlt doch der ganze dritte Akt.“
Der Gottesdienst war bewusst schlicht gehalten, weiße Rosensträucher und einige Kränze schmückten den Altarraum. Zu Füßen von Eichingers schlichter Urne vor dem Altar prangte ein Herz aus roten Rosen - ein letzter Gruß seiner Mutter. Seine Ehefrau Katja und seine Tochter Nina legten auf den Stufen zum Altarraum Blumen nieder, vor einem großen Schwarz-Weiß-Foto aus dem April 2010. Es zeigt Eichinger, wie er mit stolzem, glücklichem Lächeln die Ehren-Lola des Deutschen Filmpreises für sein Lebenswerk in der Hand hält. Am Schluss dann ein letzter großer Moment der Rührung zum alten Beatles-Song „Let It Be“.
Auch der anschließende Empfang in den prunkvollen Räumen der Münchner Residenz fiel eher schlicht aus: Große Schwarz-Weiß-Fotos zeigten den Produzenten an der Seite von Sean Connery, laut lachend zwischen seiner Frau Katja Hofmann und seiner geliebten Tochter Nina oder allein in Nahaufnahme - lässig mit einer Zigarette im Mundwinkel.
Eichingers Tochter und seine Ehefrau verloren immer wieder den Kampf gegen die Tränen, als sie Hände schüttelten und von den Trauergästen umarmt wurden. Joachim Fuchsberger und seine Frau Gundel versuchten, Trost zu spenden. Sie hatten im Oktober vergangenen Jahres ihren Sohn Thomas verloren - jetzt fühlten sie vor allem mit Eichingers Mutter Ingeborg.
Eichinger habe in seinen Filmen wie „Der Untergang“ oder „Der Name der Rose“ mit großer Leidenschaft die ganze Palette des Menschseins aufgezeigt, sagte Jesuitenpater Karl Kern in seiner Predigt vor den mehr als 800 Trauergästen. Doch er war nicht nur ein leidenschaftlicher, fast besessener Filmemacher. Er war vielen Menschen auch ein guter Freund, machten der Produzent Günter Rohrbach („Das Boot“), die Schauspielerin Martina Gedeck („Der Baader Meinhof Komplex“) und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) in ihren Trauerreden klar. „Bernd hat niemanden kalt gelassen“, sagte Tykwer. Bei der Arbeit an einem Film habe er immer wieder gesagt: „Meine Fresse, ich hab's krachen lassen.“
„Was kann einem Mann Besseres widerfahren, als einen Freund wie Dich zu haben?“, sagte der Regisseur Edel („Der Baader Meinhof Komplex“) und erinnerte an die gemeinsame Studienzeit an der Münchner Filmhochschule vor rund 40 Jahren. „Er sah aus wie ein Rockstar, hatte lange Haare und Koteletten, trug einen grünen, etwas speckigen Cordanzug und nannte sich John.“ Erst habe er ihn nicht ausstehen können, sagte Edel. Doch Eichingers unverschämtes Selbstbewusstsein und seine Energie hätten ihn bald angesteckt. „Es ist schon ein unbegreiflicher Mist, mein Freund, dass ich Dir jetzt auf Wiedersehen sagen muss.“
Eichingers plötzlicher Tod am 24. Januar bei einem Abendessen in Hollywood mit Familie und Freunden hatte viele geschockt, war er doch gerade erst 61 Jahre alt. Ein filmreifer Abgang, wie Regisseur Wolfgang Petersen fand: „Der Tod, die Art und Weise, wie er gestorben ist, ist wie in einem Eichinger-Film. Als ob man es inszeniert hätte.“ So wie Eichinger sei noch keiner gestorben, sagte Rohrbach: „der eigene Tod als der ultimative Film.“
Wo Eichingers Asche seine letzte Ruhestätte finden wird, war noch unklar. Medien hatten zuletzt auf ein Grab auf dem Friedhof im Münchner Stadtteil Bogenhausen spekuliert, wo viele Künstler begraben sind. Weil Eichinger eine Wohnung in Schwabing hat, kommt auch der Nordfriedhof infrage - ebenso wie sein oberbayerischer Geburtsort Neuburg an der Donau. Es sei aber ohnehin sei nur eines wichtig, meinte Regisseur Petersen: „Bernie, hoffentlich geht's ihm da oben gut.“