"Die Liebe in Zeiten der Cholera": Vom Suchen und Finden der Liebe

Literaturverfilmung: Mike Newell versucht sich an „Liebe in Zeiten der Cholera“ und scheitert.

Düsseldorf. Einen Film über das Warten zu drehen, klingt eher leidlich attraktiv. Insbesondere, wenn man den Hauptfiguren satte 140 Minuten dabei zusehen muss, wie sie der Dinge harren. Gemessen an der Zeitspanne, die Gabriel Garcia Marquez’ Roman "Die Liebe in Zeiten der Cholera" umfasst, sind zweieinhalb Stunden allerdings Pillepalle. 51 Jahre, neun Monate und vier Tage müssen sich die Hauptfiguren, der sensible Florentino und die pflichtbewusste Fermina, zurückhalten, um ihrer Leidenschaft füreinander frönen zu können. Was dazwischen liegt, funktioniert als Roman, weil die inneren Monologe der Figuren ihre Gefühle offen legen. Im Film gestaltet sich die Schilderung des Innenlebens allerdings schwierig. Immerhin lässt Regisseur Mike Newell ("Vier Hochzeiten und ein Todesfall") weitgehend die Finger davon, seine Figuren die Handlung aus dem Off kommentieren zu lassen. Er will die Gesichter seiner Hauptdarsteller ausdrücken lassen, was sie zu sagen nicht befugt sind, weil Standesdenken und Etikette des 19. Jahrhunderts sie daran hindern. Deswegen hat Fermina (Giovanna Mezzogiorno) auch den betuchten Arzt Juvenal (Benjamin Bratt) geheiratet, während Florentino (zunächst Unax Ugalde, später) still trauert, um sich dann von einer Affäre in die andere zu stürzen. Das gediegene Mienenspiel funktioniert vor allem deswegen nicht, weil Bardem als Florentino eine glatte Fehlbesetzung ist. Wo heißblütige Verzweiflung und sonniger Idealismus gefragt wären, wirkt er mit seinen verstohlenen Annäherungen eher wie ein schmieriger Triebtäter als ein untadeliger Latin Lover. Daten und Fakten

  • Titel: Die Liebe in Zeiten der Cholera
  • Regisseur: Mike Newell
  • Darsteller: Giovanna Mezzogiorno, Javier Bardem, Benjamin Bratt
  • Genre: Drama
  • Länge: 139 Minuten
  • Verleih: Tobis
  • Produktionsort/- jahr: USA 2007
  • Startdatum: 21.02.2008
  • FSK: ab 6 Jahre