Grusel: "Das Waisenhaus" - Wenn das Verdrängte wieder hervorkommt

Schöne Schauder in „Das Waisenhaus“.

Düsseldorf. Was genau sie an den Ort ihrer Kindheit zurücktreibt, vermag Laura (Belén Rueda) nicht zu sagen. Gemeinsam mit ihrem Mann Carlos (Fernando Cayo) hat sie das ehemalige Waisenhaus bezogen, in dem sie aufgewachsen ist. Sie wollen aus der viktorianischen Villa ein Heim für physisch benachteiligte Kinder machen, in erster Linie, um ihrem verschlossenen Sohn Simón (Roger Príncep) Kontakte mit Gleichaltrigen zu ermöglichen, eigentlich sogar aufzudrängen. Der hoch intelligente Junge hat aber bereits kurz nach der Ankunft neue Spielkameraden kennen gelernt, sagt er. Sie seien überall im Haus. Und sie wollen ihn in ein düsteres Geheimnis einweihen. Laura und Carlos haken seine Geschichten als Hirngespinste ab, typische imaginäre Freunde, aus der sozialen Isolation heraus geboren. Als Simón allerdings am Tag der Heimeinweihung verschwindet und auch in den Tagen darauf nicht mehr auftaucht, beginnt Laura, sich an ihre Kindheit zu erinnern. Langsam begreift sie, warum sie diesen Ort wieder aufsuchen musste. "Das Waisenhaus", der Erstling von Guillermo-del-Toro-Schützling Juan Antonio Bayona, war mit über sieben Millionen Besuchern in Spanien der Publikumshit des vergangenen Jahres. Das zentrale Motiv des Filmes ist die Flucht, auf der sich die Protagonisten befinden. Entweder, um der Vergangenheit zu entkommen, in der, so man sich ihr stellen sollte, das Wechselbad aus Schuld und Sühne wartet. Oder, um sein Schicksal zu verarbeiten, dessen Bandbreite Simón nicht erfassen kann, als er durch Zufall von seiner Infektion erfährt.

Das Motiv ist nicht neu, Verdrängungsmechanismen waren in den vergangenen Jahren Zentrum einiger herausragender Filme, wie etwa "The Others" oder "Pans Labyrinth". Auch in Bayonas Film flüchtet Laura vergeblich vor dem Offensichtlichen.