"There will be blood": Man hasst ihn, aber schaut zu

Paul Thomas Andersons quälendes, gleichwohl grandioses Meisterwerk „There Will Be Blood“, Publikumsliebling der Berlinale, startet am Donnerstag in den deutschen Kinos.

<strong>Berlin. Es ist nicht nur das, was man in Paul Thomas Andersons "There Will Be Blood" sieht. Es ist vor allem das, was man hört, was dieser Ausnahme-Regisseur dem Zuschauer akustisch zumutet, zweieinhalb Stunden lang. Direkt mit der ersten Szene geht es los, 1898 ist es hier. Man sieht einen Hügel, an dessen Fuße gräbt ein Mann. Wenn er ungeduldig wird, wirft er den Spaten beiseite und benutzt seine Hände. Über das Geschehen ergießt sich der Score von Jonny Greenwood, eine unheilvolle Terror-Symphonie, mal laut, mal leise, wie ein Bienenschwarm. Er nähert sich, entfernt sich wieder, meistens befindet man sich aber im Auge des wirren Geigengewitters. Schnell wird klar: Der Mann, der im Boden wühlt, ist ein Besessener. Einer, der längst an seiner Passion zerbrochen ist, von dessen Menschlichkeit nicht mehr viel übrig ist, weil seine Umwelt für ihn verschwommener Ballast ist. Nur sein großes Ziel zählt, das Öl, das tief unter der Erde lauert, in der er ruhelos scharrt.

Er treibt Familien in den Ruin, Mitarbeiter in den Märtyrertod

Der Mann, dessen Geschichte Andersons Film erzählt, heißt Daniel Plainview. Mehr als eine viertel Stunde verfolgt die Kamera sein Tun, die stumme Verbissenheit, genährt von der Verzweiflung, umsonst gegraben zu haben. Der erste Laut, den man von ihm hören wird, ist ein gurgelndes Röcheln, als würde seine Lunge kurz vor der Implosion stehen, nachdem er 20 Meter tief in sein Bohrloch gefallen ist. Mit verdrehtem Bein und gestauchtem Rückgrat zieht er sich am Förderseil entlang an die Oberfläche, kriecht durch den Wüstensand. Seine Faust umklammert eine Gesteinsprobe, deren Analyse ihm die Gewissheit bringt, dass er richtig gesucht hat.

Daniel Day-Lewis spielt diesen Wahnsinnigen. Er ist Experte in der Darstellung quälender Leidensgeschichten, als unschuldig Inhaftierter beispielsweise in Jim Sheridans "Im Namen des Vaters" oder als gelähmter Maler in "Mein linker Fuß", für den er 1990 einen Oscar erhielt. Sein zweiter Gewinn bei der diesjährigen Verleihung scheint abgemachte Sache, und wer sein intensives Spiel als Ölbaron Plainview sieht, weiß, warum er so einsam aus der Nominiertenschar herausragt.

Werdegang Geboren am 29. April 1957 in London als Brite irischer Abstammung. Eltern: Die Schauspielerin Jill Balcon und der Dichter Cecil Day-Lewis. Studium an der Bristol Old Vic School.