Ein einziger Augenblick: Die Trauer lässt keinen Ausweg zu

„Ein einziger Augenblick“ zeigt, wie schwer der Tod eines Kindes zu tragen ist.

Lediglich, dass der Unfallfahrer eine Baseballkappe trug, hat Ethan Learner (Joaquin Phoenix) noch erkennen können, bevor der Geländewagen schlingernd im Dunkel der Nacht verschwand.

Learners Sohn Josh liegt leblos im Straßengraben. Die bullige Chromverkleidung der vorderen Stoßstange hat ihn am Kopf erwischt. Der Zehnjährige ist sofort tot.

Für die Learners beginnt ein Martyrium. Mutter Grace (Jennifer Connelly) gibt sich die Schuld am Tod ihres Kindes, weil sie den Jungen kurz vor dem Unglück aufgefordert hat, die Glühwürmchen, die er seiner Schwester in einem Einmachglas gefangen hat, wieder freizulassen.

Vater Ethan vergräbt sich zunächst in seinem Kummer, bis er wie ein Besessener die Suche nach dem Unfallflüchtigen vorantreibt, die die Polizei eigentlich schon zu den Akten gelegt hatte.

Um den Behörden bei ihren Ermittlungen auf die Finger zu schauen, konsultiert er Rechtsanwalt Dwight Arno (Mark Ruffalo). Dass Ethan das Mandat damit dem Unfallfahrer überträgt, kann er nicht ahnen. Noch nicht.

Wahrscheinlich liegt es an der niederschmetternden und ausweglosen Handlung, dass das hochkarätig besetzte Drama "Ein einziger Augenblick" im vergangenen Herbst bereits nach zwei Wochen wieder aus den amerikanischen Kinos verschwunden war.

Regisseur und Autor Terry George ("Hotel Ruanda") erspart den handelnden Personen nichts, lässt Ethan, angestachelt von militanten Internet-Foren, zum Racheengel mutieren, während Übeltäter Dwight sein schlechtes Gewissen zur körperlichen Aufgabe treibt.

Stellen will er sich trotzdem nicht, vor allem, weil er fürchtet, das ohnehin beschränkte Sorgerecht für seinen Sohn vollends an seine Ex-Frau (Mira Sorvino) zu verlieren.

Indem er all diese Konfliktebenen, die eine solche Geschichte zu bieten vermag, stoisch abarbeitet, als gelte es eine Werksliste tragödientauglicher Plot-Kniffe abzuhaken, nimmt George sich die Möglichkeit, den viel versprechenden Themen Trauerarbeit und Schuldanalyse neue Aspekte abzugewinnen.

Alles bleibt in glaubwürdigen, leider aber auch vorhersehbaren Bahnen. Dass der Film trotzdem sehenswert ist, ist der behutsamen Inszenierung und den ausnahmslos erlesen agierenden Darstellern zu verdanken.

Wertung: 3 von 5 Sternen