The Happening: Dem Horror fehlt der Schurke

Night Shyamalan scheitert mit seinem Öko-Armageddon. Darin führt ein Gift die Menschen zum Selbstmord.

Etwas stimmt nicht. Die Wolken am Himmel verdunkeln sich, Bäume schwanken bedrohlich, die Spaziergänger im New Yorker Central Park bleiben plötzlich stehen. Ein Schrei ertönt. Der Mysterythriller "The Happening" beginnt mit unerklärlichem Massensterben. Ein unbekannter Wirkstoff verleitet die Menschen zum Selbstmord: Polizisten erschießen sich, Frauen verletzen sich mit ihren Haarnadeln, Bauarbeiter stürzen sich vom Gerüst. Mark Wahlberg ("Shooter") und Zooey Deschanel fliehen in dem filmischen Öko-Armageddon vor einer unsichtbaren Gefahr quer durch Amerika.

1999 machte der damals erst 29 Jahre alte US-Regisseur Night Shyamalan mit dem übernatürlichen Thriller "The Sixth Sense" Furore. Drei Figuren standen vor einem schier ungreifbaren, atmosphärisch dichten Rätsel. Eine überraschende Schlusspointe verschärfte die Wirkung des im doppelten Sinne fantastischen Werkes.

Vier Filme und knapp zehn Jahre später ist von diesem Erfolgsmodell wenig übrig geblieben. In "The Happening" lässt ein Personenwust kaum Identifikation zu. Ansätze von unheimlichem Schrecken lösen sich beim Zuschauer bei unstimmigen Leinwand-Dialogen in Lachen auf. Was die Handlung betrifft, ist man den Filmfiguren mit halbwegs wachem Verstand stets einen Schritt voraus. In dem Werk bieten große Menschenansammlungen keinen Schutz, sondern ziehen die tödliche Gefahr an. Bis die Protagonisten das begreifen, ist die Glaubwürdigkeit der Handlung arg ramponiert.

Zur Visualisierung der Gefahr zeigen Wahlberg und Deschanel in Nahaufnahmen stets große, ängstliche Augen. Zugegeben: Unsichtbare, abstrakte Gegner auf der Leinwand dramatisch darzustellen, ist kein leichtes Unterfangen. Ob es nun ein aus dem Ruder gelaufener terroristischer Giftgasanschlag, ein Virenexperiment oder eine Naturkatastrophe ist. Ein Zweikampf - Held gegen Schurke - kommt als probates Finalrezept nicht in Betracht.

In einigen Horrorfilmen löst die äußere Gefahr spannende Überlebenskämpfe der Menschen untereinander aus. Doch reale Gegner sind dem Mystery-experten Shyamalan wohl zu erdverbunden. Eher lustlos schickt er als menschliche Gegenspieler-Komponente panisch schießwütige Landbewohner und eine schrullige Alte durchs Bild. So muss sich Wahlberg am Ende unter bedeutungsschwer rauschenden Bäumen allein der Gefahr stellen.

Häufig ist von der ausufernden Stellung der Produzenten die Rede, die die Kreativität des Regisseurs beschneiden. "The Happening" hingegen ist ein Beispiel dafür, wie wichtig Produzenten sind. Dem Film von Shyamalan - der zugleich Regisseur, Autor und Produzent ist - hätte Kritik gut getan. Das Drehbuchkonzept ist zäh, ideenarm linear und stellenweise haarsträubend unlogisch.