Der Alptraum-Funke springt nicht über

Horror: Das Schocker-Remake „The Eye“ enttäuscht trotz einer guten Jessica Alba.

Dass Hollywood sich für großartige Horrorstoffe ruhig auch mal in der fernöstlichen Kino-Szene bedienen sollte, hat überdeutlich Gore Verbinskis Nervenzerfetzer "The Ring" im Jahr 2003 gezeigt: Als Remake des japanischen Kultfilms "Ringu" sorgte er für volle Kassen, reihenweise verstörte Zuschauer und viel Kritiker-Lob.

Explizit an diese Erfolgsgeschichte will das französische Regie-Duo David Moreau und Xavier Palud anknüpfen - mit ihrer Neuauflage des chinesischen Schockers "Gin Gwai" von 2002. Und um es vorwegzunehmen: Mit ihrem Neuling "The Eye" ist den Franzosen zwar solider Grusel gelungen - doch bei weitem kein neues Meisterwerk.

Dabei hätte die eng an das chinesische Original angelehnte Story von "The Eye" durchaus Potenzial: Die blinde Geigerin Sydney Wells (überzeugend: Jessica Alba) soll durch eine Hornhauttransplantation ihr Augenlicht wiedererlangen.

Die Operation gelingt - doch Sydneys Freude darüber währt nur kurz: Verstörende Bilder von Schatten und Tod schieben sich immer wieder in ihr Gesichtsfeld. Ihr Umfeld glaubt an Einbildung - doch Sydney ist überzeugt, dass sie die Welt durch die Augen ihres unbekannten Spenders sieht...

Fans des Gänsehaut-Genres entdecken hier ein Motiv wieder, das bereits Klassiker wie "The Sixth Sense", "Blair Witch Project" und eben "The Ring" ausgezeichnet hat: das Verschwimmen von rationaler Realität und grauenhafter Fantasiewelt, das sich besonders im "Ring" zu einer filmischen Alptraumreise verdichtet.

Bei "The Eye"gelingt das eben nicht - in erster Line, weil Moreau und Palud offenbar der Idee ihres eigenen Films nicht trauen.

Oder wie ist es sonst zu erklären, dass Fräulein Alba nach ihrer OP vor allem Geräusche (!) von schreienden Kindern, schleichenden Schritten etc. hört? Hatte sie etwa auch was an den Ohren? Diese sich durch den ganzen Film ziehende Schlamperei und teilweise arg vorhersehbare Schockeffekte verderben die guten Ansätze von "The Eye". Schade.