Filmfestival: Goldene Palme für Frankreich

Das Sozialdrama „Entre les murs“ siegt in Cannes. Wim Wenders geht leer aus.

Cannes. Nach 21 Jahren ist erstmals wieder ein französischer Film mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden. Das realistische Sozialdama "Entre les murs" (Zwischen den Mauern) von Laurent Cantet hat zum Abschluss des 61. Filmfestivals in Cannes gestern Abend den Hauptpreis bekommen.

Der Siegerfilm erzählt mit vielen Laiendarstellern vom multikulturellen Alltag einer Schule in Paris. Die mitwirkenden Schüler feierten die Auszeichnung ausgelassen auf der Bühne des Festivalpalais’.

Italien ist mit politischen Themen der zweite große Sieger des Wettbewerbs. Der Große Preis der Jury ging an den italienischen Anti- Mafia-Film "Gomorra" von Matteo Garrone. Der Italiener Paolo Sorrentino nahm für seine kunstvolle Satire "Il Divo" über die Regierungszeit des italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti den Preis entgegen. Jury-Vorsitzender war der amerikanische Regisseur Sean Penn.

Der Regiepreis ging an den türkischen Regisseur Nuri Bilge Ceylan für "Üc Maymun" ("Die drei Affen"). Für die belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne, die schon zweimal die Goldene Palme gewonnen haben, gab es in diesem Jahr den Drehbuchpreis mit dem eindringlichen Film "La silence de Lorna".

Bester Hauptdarsteller wurde Benicio Del Toro für seine Darstellung des Revolutionsführers Ernesto Che Guevara in Steven Soderberghs mehr als vierstündigem Film "Che". Als beste Darstellerin wurde die Brasilianerin Sandra Corveloni ausgezeichnet. Sie spielt in dem Drama "La linha de passe" von Walter Salles eine alleinerziehende Mutter, die verzweifelt versucht, ihren Söhnen einen erträglichen Start ins Leben zu ermöglichen.

Der deutsche Beitrag "Palermo Shooting" von Wim Wenders ging im Wettbewerb leer aus. Er ist ein philosophischer Thriller über einen Mann, der in der Begegnung mit dem leibhaftigen Tod lernt, das Leben zu ehren.

Die Reaktionen in Cannes waren schon im Vorfeld kontrovers. Einige Kritiker waren tief berührt von der in traumhaft schönen Bildern erzählten Geschichte mit spiritueller Botschaft. Andere lehnten das Werk mit dem Punk-Rocker Campino als Hauptdarsteller rigoros ab. Er spielt den Fotografen Finn, der sich nicht von der kommerziellen Modefotografie trennen kann, um sich ganz der Kunst zu widmen.

Campino ist zwar kein großer Schauspieler, aber er stapft völlig authentisch und lässig durch die Bilder. Man merkt ihm an, dass er Exzesse kennt, Grenzen erfahren hat und reifer geworden ist.