Action: Statt Herzblut nur Benzin

Die Wachowski-Brüder versuchen mit der inhaltsleeren Anime-Adaption „Speed Racer“, an ihre „Matrix“-Erfolge anzuknüpfen.

Es gab Zeiten, da wäre die Tatsache, dass Andy und Larry Wachowski einen neuen Film herausbringen, eine Sensation gewesen. Nach der "Matrix", dieser philosophischen Breitseite gegen das Daseinsbewusstsein der Menschheit, hätte man den Brüdern alles zugetraut, wahrscheinlich sogar, den Koran und die Bibel in einem satirischen Film Noir zu vereinen.

Leider überdauerte der Sockel, auf den man sie gehoben hatte, nur drei Jahre. Niedergerissen wurde er von den Wachowskis selbst, als sie mit den verquasten "Matrix"-Fortsetzungen ihr Image als intellektuelle Blockbuster-Impresarios in Schutt und Asche legten.

Mit "Speed Racer", ihrer ersten Regiearbeit in fünf Jahren, fangen sie wieder ganz von vorne an. Als wäre das nicht genug, schwebt für den Zuschauer ihr Meisterwerk "Matrix" als unerreichbarer Maßstab über dem knallig kolorierten Kokolores, mit dem sie nun an alte Erfolge anknüpfen wollen.

Die Wahl des Stoffes immerhin ist konsequent: Die Adaption einer 40 Jahre alten Trickserie birgt inhaltlich keine Fallstricke, an denen sich Cineasten aufhängen könnten. Im Gegenteil: Die Welt von Speed Racer (Emile Hirsch) ist moralisch klar geordnet und optisch, obwohl in der Zukunft angesiedelt, ein eindimensionales Retro-Ensemble, als hätte man die rechtwinkligen 50er in satte Spektralfarben gegossen.

Echten Fortschritt gibt es nur auf der Piste. Dort glänzen die 600-PS-Boliden mit allerlei technischem Schnickschnack um die Wette, bevor ihre Fahrer sie in die halsbrecherischen Parcours lenken. Speed ist im Rennzirkus der aufstrebende Star. Er fährt für den Rennstall seines Vaters (John Goodman), der sich als einziger David unter den millionenschweren Konsortien-Goliaths behaupten kann.

Als einer dieser modernen Aristokraten, der Industriellen-Obermotz Royalton (Roger Allam), den hoffnungsvollen Jungpiloten abwerben will, entscheidet sich Speed für den Familienbetrieb. Royalton setzt daraufhin alles daran, die Karriere des Nachwuchsstars einzuebnen. Zunächst mit Erfolg.

Als sich allerdings andeutet, dass Royalton in Schiebereien verstrickt sein könnte, lässt sich Speed von Inspector Detector (Benno Fürmann) als V-Mann anheuern. Gemeinsam mit dem sagenumwobenen Racer X (Matthew Fox), den Speed für seinen verschollenen Bruder hält, bildet er ein unschlagbares Rennteam.

Dieses dröge Nichts von einer Story bietet freilich nur den Rahmen für die unzähligen Wettkampfsituationen, die die Wachowskis als Pioniere der Videoclip-Ästhetik im Medium Film visuell halsbrecherisch in Szene setzen. Wenigstens tun sie nicht mal mehr so, als hätten sie eine tiefgreifende Botschaft.