Action: Edler Ritter in bunter Rüstung

Ausnahmedarsteller Robert Downey Jr. schlüpft für Jon Favreaus Comic-Adaption „Iron Man“ in die Rolle seines Lebens.

Vielleicht hätte Howard Hughes, dem legendären Exzentriker, "Iron Man" besser gefallen als Martin Scorseses "Aviator". Damit, dass der leicht babyspeckige Leonardo DiCaprio ihn, den großartigen Erfinder, Produzenten, Frauenhelden und Alleskönner spielt, wäre der von immensen Selbstzweifeln geplagte Hughes nicht einverstanden gewesen.

Robert Downey Jr. hingegen hätte ein Mann nach seinem Geschmack sein können. Ein Hollywood-Trüffelschwein vom Schlage alter Leinwand-Recken wie Errol Flynn oder Douglas Fairbanks Jr. Einer, der mit dem tausendsassahaften Balztanz, den er vor der Kamera um seine Filmpartnerin vollführt, auch nach Drehschluss nicht aufhört. Ein echter Kerl eben.

Und dieser echte Kerl spielt nun Howard Hughes. In "Iron Man" heißt er zwar Tony Stark. Allerdings ist dieser Whiskey trinkende, Frauen flach legende, amüsant zynische und im höchsten Maße brillante Großindustrielle nach dem Abbild Hughes’ entworfen.

Stan Lee, der geistige Vater fast aller bekannten Comic-Reihen, nahm sich den Traumfabrik-Tycoon zum Vorbild, als er 1963 eine neue Form des Superhelden etablieren wollte. Im Sinn hatte er eine Figur, deren einzige Superkraft ihre Intelligenz und deren einziges Schutzschild ihre Arroganz ist. Diese zutiefst irdischen Fähigkeiten lassen Tony Stark über sich hinauswachsen - moralisch wie auch körperlich.

Zunächst ist Stark, der einflussreichste Waffenkonstrukteur und -lieferant der amerikanischen Regierung, noch ganz Bonvivant. Um die Durchschlagskraft seiner neuesten Abwehrrakete den US-Truppen vorzustellen, reist er - stets mit Whiskeyglas bewehrt - ins Krisengebiet. Auf dem Rückweg wird er von Terroristen entführt, die ihn mehrere Monate in einer Höhle gefangen halten, damit er ihnen die neue Wunderwaffe nachbaut. Stark allerdings beginnt er mit dem Bau einer Schutzrüstung, dank derer er seinen Häschern entkommen kann.

Zurück in der Heimat beginnt Stark an sich zu zweifeln. Er verkündet die Einstellung seiner Massenvernichtungswaffen, sehr zum Missfallen seines Kompagnons Obadiah Stane (Jeff Bridges). Danach verbarrikadiert er sich in seinem Versuchslabor und baut die Rüstung nach, die ihm zur Flucht verhalf.

Nach mehreren missglückten Versuchen, in deren Verlauf er auch seine latent verknallte Assistentin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) in seine Pläne einweiht, startet er zu seinem Jungfernflug als "Iron Man". Zu tun haben wird er jede Menge. Denn die Terroristen holen zum Gegenschlag aus.

Das gewichtige Pfund, mit dem Jon Favreaus knallige Comic-Adaption wuchern kann, ist Hauptdarsteller Robert Downey Jr. Dem 43-jährigen Ausnahmetalent, das seit 20 Jahren als einer der besten Schauspieler seiner Generation gilt, blieb der große Durchbruch bislang verwehrt, in erster Linie, weil er sich mit ausufernden Drogenexzessen und daraus resultierenden Vertragsbrüchen stets selbst im Weg stand.

Jetzt darf er die Rolle seines Lebens spielen, ein charmantes Ekel mit Läuterungspotenzial, das seine unwiderstehliche "Rutscht mir doch den Buckel runter"-Aura ausspielen darf.

Aber auch ohne ihn wäre "Iron Man" souveränes Action-Kino. Am Ende artet der Plot zwar in ein leicht unübersichtliches Krawall-Szenario aus. Diese bunte Animationsoptik ist allerdings dem Zielpublikum geschuldet, das die ambitionierte Produktion zum ersten Mega-Blockbuster dieses Kinosommers werden lassen soll. Der Erfolg wäre ihr zu gönnen. Denn der unerwartet intelligente Cliffhanger verdient es nicht, lautlos zu verhallen. Wertung: nnnnn