Tragikomödie: Zwei ungleiche Brüder suchen ihren Weg

„Mein Bruder ist ein Einzelkind“.

Rom. Accio kommt sich ständig benachteiligt vor. Als jüngster Spross der Familie werden seine Geschwister ihm immer vorgezogen. Meint er. Er prügelt und erkämpft sich die Aufmerksamkeit der anderen, was ihm seinen Spitznamen Accio, das Ekel, einbringt.

Seine Familiengeschichte steht im Mittelpunkt der Tragikomödie "Mein Bruder ist ein Einzelkind", die in den turbulenten 60er Jahren in einem Dorf in Süd-Italien spielt.

Nicht nur Accios Familie sorgt intern für Aufregung, auch die politischen Umbrüche wirbeln den Ort durcheinander. Während Accios größerer Bruder, der Frauenschwarm Manrico (Riccardo Scamarcio), sich als Arbeiterführer bewundern lässt, heuert Accio (Elio Germano) bei den Faschisten an und träumt von der Konterrevolution.

Doch während für Accio die Frauen zunehmend wichtiger werden als die Politik und er sich in Manricos schöne Freundin Francesca (Diane Fleri) verliebt, wird Manricos Engagement immer fanatischer. Er schreckt auch vor Gewalt nicht zurück, so dass die Polizei ihn bald als Terroristen sucht.

Die Tragikomödie "Mein Bruder ist ein Einzelkind" thematisiert die Irrungen und Wirrungen der Jugend und die Suche dem richtigen Weg. Der Film war in Italien ein Überraschungserfolg, zählte dort allein eine Million Zuschauer und sahnte diverse Festivalpreise ab. Zu recht.

Die Regie von Daniele Lucchetti zieht mit den wohl komponierten Bildern, der liebevollen Ausstattung und der einfühlsamen Inszenierung dieser Coming-of-Age-Geschichte in den Bann. Über fast zwei Jahrzehnte erstreckt sich das Drama, das der Regisseur mit Musik der Zeit unterlegt. So schafft er ein stimmiges Sittengemälde der Zeit.