Ein Plädoyer für die Menschlichkeit
In „Ein Sommer in New York“ freundet sich ein Professor mit illegalen Einwanderern an.
Düsseldorf. Er gehört zu jenen Schauspielern, die man sofort erkennt, obwohl einem der Name nichts sagt: Richard Jenkins. Ein Mann der vielen Nebenrollen, ein Jedermann, der sich mit seiner zurückhaltenden Art und seinen stillen Gesten nie in den Vordergrund drängelt und trotzdem im Gedächtnis bleibt.
Etwa als verliebter Fitnesstrainer in "Burn after reading" oder als Vater in der Serie "Six Feet Under". Nun spielt er eine Hauptrolle: Für "Ein Sommer in New York - The Visitor" war er 2009 für den Oscar nominiert, den er allerdings an Sean Penn für "Milk" abtreten musste.
Nun kommt der warmherzige Film um illegale Einwanderer endlich auch hier in die Kinos. Regisseur Tom McCarthy, der bereits mit "Station Agent" einen wunderbaren Film über Außenseiter gedreht hat, erzählt darin eine Geschichte aus dem New York der Post-9/11-Ära.
Den Wirtschaftsprofessor Walter Vale (Richard Jenkins) hat der Tod seiner Frau aus der Bahn geworfen. Unmotiviert laviert er sich durch den Alltag in Connecticut. Ein Vortrag bringt ihn wieder nach New York, wo er feststellen muss, dass zwei illegale Einwanderer in seiner Wohnung hausen. Tarek (Haaz Sleiman) kommt aus Syrien, seine schwarze Freundin Zainab (Danai Gurira) aus dem Senegal.
Walter lässt sie bei sich wohnen, freundet sich sogar mit ihnen an und lernt bei Tarek das Trommeln. Die ungewohnten Rhythmen katapultieren den etwas steifen Professor wieder zurück ins Leben, er entdeckt seine Freude wieder. Als Tarek plötzlich von der Einwanderungsbehörde festgenommen wird, kämpft Walter als väterlicher Freund gemeinsam mit Tareks Mutter Mouna (Hiam Abbass) gegen die drohende Abschiebung.
Einfühlsam und subtil schildert McCarthy seine Geschichte, vermeidet weitgehend Klischees. Er zeigt ein traumatisiertes New York, in dem man dem Fremden misstraut und in dem Ausländer, zumal Araber, schnell zu potenziellen Feinden werden. Der Professor steht dabei stellvertretend für viele Amerikaner, denen die Probleme der Einwanderer egal sind, so lange sie nicht selbst damit konfrontiert werden.
Erst dann entdecken sie die rigide Politik und soziale Härte ihres Landes, die durch Ängste und oft Unwissenheit entstehen. McCarthy zeigt die Tücken des Systems auf, ohne es zu verurteilen. Wie eine schöne Utopie zeichnet er ein Bild der Musik als Brücke zwischen den Kulturen: das Trommeln im Central Park, bei dem sich der Professor erst zögerlich, dann begeistert den schwarzen Trommlern anschließt. Multikulti ist in New York zwar alltäglich, aber zu einem wirklichen Zusammenleben ist es noch ein weiter Weg.