Frauenfilmfestival Dortmund/Köln: Kino nicht nur zum Sehen

Das Frauenfilmfestival widmete sich in diesem Jahr mit großer Bandbreite dem Thema Film und Musik – passend zur Sommerlaune. Traditionell gab es auch wieder Stummfilme mit Live-Musik-Begleitung.

Dortmund/Köln. Das passte einfach zusammen: Sonne und Sommer-Party-Stimmung draußen, im Kinosaal Filme, in denen es um Musik in allen Varianten ging. Das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund/Köln, das an seinem Standort Dortmund lief, hatte wohl die Auswirkungen des Kilmawandels vorausgeahnt und die Musik zum Schwerpunktthema gemacht. Die musikalische Bandbreite in Filmen und Beiprogramm reichte von Heavy Metal bis Pop, von Jazz bis Klassik, von Rap bis Latino.

Traditionell gab es auch wieder Stummfilme mit Live-Musik-Begleitung, Musikerbiographien wurden gezeigt, Musicals und einfach Filme, in denen die Musik den Ton angibt. Die zweite gemeinsame Ausgabe nach der Fusion der beiden NRW-Frauenfilmfestivals Feminale und Femme Totale erinnerte dar³an, dass Kino nicht nur zum Sehen da ist.

Im brasilianischen Wettbewerbsbeitrag "Antonia" von Tata Amaral ist Musik ein Traum, eine Ausflucht aus der Armut der Favelas von Sao Paulo. Preta, Barbara, Mayah und Lena haben nicht viel außer ihrer Jugend, ihres attraktiven Äußeren und ihrer wunderschönen Stimmen. Sie schreiben eigene Rap-Stücke und treten als Band Antonia schon mal als Anheizer für bekanntere Gruppen auf. Mit Hilfe eines Managers könnte es ihnen gelingen, es ganz nach oben zu schaffen.

Doch die triste Realität der Favelas mit ihrer Gewalt holt die jungen Frauen ein. Nacheinander fallen die Bandmitglieder aus. Es wäre ein Teenie-Film, wenn das Leben in Sao Paolo nicht so hart wäre. So entstand ein Stück frisches, optimistisches Kino, besetzt mit Laiendarstellerinnnen, die Song-Texte und Dialoge selbst geschrieben haben.

Im Kurzfilm "Papa Gena" der Lettin Laila Pakalnina, der schon mehrere Preise auf internationalen Festivals gewann, lauschen zufällig vorbeikommende Menschen auf der Straße in Kopfhörern der Papagena-Arie aus Mozarts "Zauberflöte". Ihre zum Teil komische Mimik wird mit der Kamera festgehalten. In Stille. Erst wenn sie die Kopfhörer ablegen, hört der Zuschauer Musik.

Das Festival setzte auch die wunderschöne Tradition der Stummfilme mit bemerkenswerten Frauenfiguren fort. Diesmal waren die heimlichen Stars des Festivals Asta Nielsen, Gloria Swanson und Josephine Baker, die großen Diven des frühen Kinos. Und auch für Bollywood-Liebhaber gab es in Dortmund was zu sehen: In "Bride und Prejudice" von Gurinder Chadha, einer indischen Version des bekannten Jane Austen Romans, wird im Indien des 21. Jahrhunderts geliebt und gelitten, getanzt und gesungen, bunt und prächtig, was das Zeug hält.

Unter den acht inhaltlich wie formal sehr unterschiedlichen Wettbewerbsbeiträgen fiel die Wahl der Jury für den mit 25 000 Euro dotierten Hauptpreis auf "Red Road" von Andrea Arnold. Ein Film, der Thriller, Sozialdrama und Liebesgeschichte ist.

Nach dem Festival schließt sich bis Freitag die Schulfilmwoche an, in der Schülerinnen und Schüler ausgewählte Spiel- und Dokumentarfilme im Dortmunder CineStar erleben können.