Inception: Ein Traum von einem Film
Thriller: „Inception“ taucht tief ins Unterbewusstsein. Grandioses Kino!
Hollywood wird nicht umsonst die Traumfabrik genannt. Hier werden unsere Wünsche, unsere Ängste und unsere Erwartungen in Bilder gegossen. Es entstehen Utopien, Schreckensvisionen, völlig neue Welten. Man könnte fast meinen: Kino ist das Auferstehungs-Medium für das menschliche Unterbewusstsein. Hier kommt zum Vorschein, wovon man bestenfalls träumen kann.
Christopher Nolan, einer der innovativsten Regisseure des neueren Hollywood, hat schon mehrfach die Grenzen von Schein und Sein ausgelotet. In "Memento" (2000) verliert ein Privatdetektiv sein Kurzzeitgedächtnis, in "Insomnia" (2002) leidet ein Cop unter Schlaflosigkeit, was ein Dauer-Delirium nach sich zieht. Auch "Inception" taucht tief ins Wahrnehmungszentrum des Menschen ein - so tief, dass die Hauptfiguren drohen, sich darin zu verlieren.
Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist ein professioneller Traumdieb. Im Auftrag großer Unternehmen schleicht er sich über die Träume von Observierungs-Personen in deren Unterbewusstsein und entlockt ihnen geheime Informationen. Seit dem Tod seiner Frau Mal (Marion Cotillard) hat er allerdings Probleme, weil die Erinnerung an sie seine Träume korrumpiert. Erst erscheint sie Dom als verführerische Doppelagentin, dann als bemitleidenswertes Nervenbündel. Dadurch misslingen Dom und seinem Team einige Coups.
Ausgelaugt nimmt er das Angebot eines dubiosen Geschäftsmannes (Ken Watanabe) an, der das Konkurrenzunternehmen mit einem einfachen Trick zerschlagen will: Dom soll im Unterbewusstsein des Dynastie-Erben (Cillian Murphy) die Idee einpflanzen, seine Firmengelder gemeinnützigen Zwecken zur Verfügung zu stellen. Dieser umgekehrte Gedankenklau, eine so genannte "Inception", ist nur möglich, wenn man ein riskantes Mittel wählt: den Traum im Traum. Die Gefahr dabei ist, auf ewig im Traumland gefangen zu bleiben.
Was kompliziert, konstruiert und auch ein bisschen gewollt klingt, entpuppt sich als eleganter, spannender und immer wieder überraschender Thriller. Nolan stellt die Erzählnormen mal wieder auf den Kopf. Trotzdem schafft er es, dass der Zuschauer nicht zwischen den verschiedenen Wach- und Traumphasen der Protagonisten verloren geht. Man muss allerdings wach bei der Sache bleiben.
WZ-Wertung: Fünf von fünf Punkten