Komödie: Singles beim Fließband-Flirten

Im Zeitalter voller Terminkalender hat die Romantik kaum noch Platz. „Shoppen“ zeigt Beziehungswillige beim Speed-Dating und gibt einen tiefgründigen Einblick in das Gefühlsleben moderner Singles.

Düsseldorf. Ein Leben ohne romantische Liebe ist für die Menschen wie Suppe ohne Salz. Und deshalb sind sie unablässig auf der Suche nach dem großen Gefühl, das wie ein Blitz einschlägt oder langsam aufkeimt. Doch im Zeitalter voller Terminkalender und chronischen Zeitmangels hat die Romantik kaum noch Platz. Daher gibt es das Speed-Dating, bei dem man im Fünf-Minuten-Rhythmus bindungswillige Gleichgesinnte kennen lernen kann. "Es ist ein bisschen wie beim Einkaufen", sagt Regisseur Ralf Westhoff. In seinem Kinodebüt "Shoppen" begleitet er 18 Liebessuchende beim Fließband-Flirten und wirft einen unterhaltsamen und tiefgründigen Blick auf das Gefühlsleben moderner Singles. Da ist Patrick (Felix Hellmann), der sich als Designerstück sieht, das sich bislang noch niemand leisten konnte und der Frauen mit Gin Tonics vergleicht, die man "ohne Gezicke" an der Bar bestellen kann: "Da willst du a bisserl Sex, a bisserl Nähe, aber nicht zu viel... Und du bist ja gar nicht mehr gewohnt, dass das Konsumgut auch was zu sagen hat." Die naive Jule (Anja Klawun) fürchtet panisch, als Wühltischware verramscht zu werden: "Wie beim Schlussverkauf: Je später du hingehst, desto größer werden die Zweifel. Wieso wollte das denn keiner?" Trotzdem liegt die Messlatte für den Traumpartner hoch: "Er muss zuverlässig sein, schlank, hilfsbereit, eloquent, muss immer Zeit für mich haben, und außerdem soll er eifersüchtig sein und tolerant", verlangt Susanne (Anna Boeger). Westhoffs Typen sind liebevoll und ohne Klischees skizziert. Vorsichtig tasten sie sich in ihren Kurzgesprächen ab, immer darum bemüht, ihre Verletzlichkeit mit Unnahbarkeit oder Selbstbewusstsein zu kaschieren. Und sie scheuen nicht davor zurück, offen Ablehnung zu zeigen. Für die meisten ist es ein Spiel, aus dem mehr werden könnte. Doch was mit 22 Jahren noch Spaß macht, kann mit 37 die Hölle sein. Mit den vielen Figuren entspricht der Film nicht den gängigen dramaturgischen Regeln. Um keinen Charakter hervorzuheben, verzichtete Westhoff deshalb auch auf bekannte Darsteller und stellte sein Ensemble aus Theaterschauspielern zusammen, vor allem von den Münchner Kammerspielen. Dass der Film in München spielt, verwundert nicht, gilt die Stadt doch als Hochburg der erfolgreichen, schicken Singles, die ihr Leben genießen wollen. Doch irgendwann schnappt auch hier die "Lebensfalle" zu, wie Isabella (Katharina Schubert) frustriert bemerkt: "Mit einem Schlag bist du 55 Jahre alt. Und plötzlich merkst du, dass alle ein Leben gelebt haben, und nur du hast Cappuccino getrunken!" (WZ-Wertung: 4 von 5 Sternen) DATEN und FAKTEN

  • Titel: "Shoppen"
  • Regisseur: Ralf Westhoffs
  • Genre: Komödie
  • Länge: 95 Minuiten
  • Verleih: X Verleih (Warner)
  • Produktionsort/- jahr: Deutschland 2006
  • Startdatum: 03. Mai 2007
  • FSK: Ohne Altersbeschränkung
  • http://www.shoppen-derfilm.de/