Thriller: Rachefeldzug einer stillen Pianistin

„Das Mädchen, das die Seiten umblättert“ erinnert an Filme von Claude Chabrol.

Düsseldorf. Schon früh wird Mélanies großer Traum zerstört. Die ehrgeizige Tochter aus einer bescheidenen Metzger-Familie will Pianistin werden. Beim Klavier-Vorspiel scheitert sie jedoch. Schuld daran gibt sie der Jury-Präsidentin, einer berühmten Pianistin, die das Spiel der Zehnjährigen durch unpassendes Verhalten völlig aus dem Takt bringt. Jahre später kreuzen sich die Wege der beiden Frauen durch einen Zufall wieder. Mélanie (Déborah Francois) wird unerkannt "Das Mädchen, das die Seiten umblättert" neben der zu neuem Ruhm strebenden, doch an sich selbst zweifelnden Pianistin Ariane (Catherine Frot). Der französische Regisseur Denis Dercourt lässt den Zuschauer fortan an einem stillen, doch unaufhaltsamen Rachefeldzug Mélanies teilhaben. Dercourts elegant durchkomponierter Film erinnert an die meisterhaften Psycho-Dramen von Georges Simenon und die Seelen-Betrachtungen in den Filmen von Claude Chabrol. Durch geschickt eingesetzte Musik von Filmkomponist Jérome Lemonnier sowie Werken von Bach, Schubert und Schostakowitsch wird dem Zuschauer schon bald klar, dass Unheil droht. Unmerklich verschiebt sich für den Zuschauer sein Blick auf die vermeintlich "böse Heldin".

Déborah Francois, die mit der Hauptrolle in "L’Enfant" der Brüder Dardenne bekannt wurde, spielt Mélanie als Rächerin mit Engelsgesicht. Schritt für Schritt macht sie sich unentbehrlich für die nach einem Unfall verunsicherte Pianistin. Die nicht nur platonische Zuneigung, die die Musikerin ihr entgegenbringt, führt schließlich zum Eklat.