Thriller: Inland Empire - Hollywoods Traum und Albtraum

David Lynch verstört wieder mit „Inland Empire“.

Düsseldorf. Filme von David Lynch geben Rätsel auf. Wahrscheinlich müsste man auch sein neues Werk mehrmals sehen, um die Konstruktion halbwegs zu durchschauen. Der amerikanische Kult-Regisseur hat in "Inland Empire" wieder ein Labyrinth aus Geschichten gebaut, deren Doppelbödigkeiten verstören. Lynch, der sich gerne gegen Hollywoods Konventionen stellt, nimmt diesmal die Traumfabrik selbst ins Visier. Die Handlung dreht sich um ein Filmteam. Ein Regisseur (Jeremy Irons) will einen Film machen, den er schon einmal in Polen begonnen hatte. Doch die Hauptdarsteller sind damals ermordet worden, was bei seinen jetzigen Hauptdarstellern Nikki (Laura Dern) und Devon (Justin Theroux) mulmige Gefühle auslöst. Dazu bekommt Nikki zu Hause Besuch von einer obskuren Nachbarin (Grace Zabriskie), die wie eine Mischung aus Orakel und Hexe ein böses Spiel mit der Schauspielerin treiben will. Bei einer Probe am Set hört Nikki Geräusche, verschwindet hinter den Kulissen und findet sich anschließend in einer (fiktiven?) Parallelwelt wieder: Erst landet sie (oder die Figur, die sie spielt) bei einer Hasenfamilie in einer unheimlichen TV-Sitcom, dann in einem düsteren Huren-Haus und anschließend bei Gangstern, die ihr nach dem Leben trachten. Dumpfe Bässe auf der Tonspur schaffen eine Atmosphäre der Angst und Bedrohung. Nur das laute "Cut" ordnet eine Szene wieder zu. Hollywoods Traum und Albtraum verbinden sich zu einem abgründigen Spiel, das auf den Sternen am Hollywood Boulevard blutig endet.

Zunehmend verwischen die Ebenen von Realität, Fiktion und Film-im-Film, bis nach 172 Minuten alles so unklar ist wie am Anfang. In einer Schlüsselszene beobachtet sich Laura Dern, Lynchs Muse seit "Wild at Heart", selbst auf der Leinwand: Als Nikki ist sie Opfer und Protagonistin gleichzeitig - und dabei ihre eigene Doppelgängerin.