„Phoenix“ mit Nina Hoss begeistert in Toronto
Toronto (dpa) - Für das Publikum in Toronto sind Schauspielerin Nina Hoss und Regisseur Christian Petzold keine Unbekannten: Bereits ihre gemeinsamen Werke „Barbara“ und „Jerichow“ wurden hier in den vergangenen Jahren frenetisch gefeiert.
Und auch die Weltpremiere von „Phoenix“ erhielt beim 39. Toronto International Film Festival am Freitagabend (Ortszeit) minutenlangen Applaus, ebenso wie die Weltpremiere von Giulio Ricciarellis „Labyrinth of Lies — Labyrinth des Schweigens“ mit Alexander Fehling.
Obwohl seine Filme regelmäßig zum kanadischen Festival reisen, war Petzold zum ersten Mal selbst bei einer der Premieren in Toronto dabei. „Meistens war ich gerade mit der Produktion eines Films beschäftigt. Außerdem hatte ich früher furchtbare Flugangst und habe jeden Flug gemieden. Aber nun fliege ich wieder gerne und freue mich, endlich hier zu sein“, sagte Petzold im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Das Nachkriegsdrama erzählt die Geschichte der ehemaligen Sängerin Nelly Lenz, deren Gesicht im Konzentrationslager durch eine Schusswunde komplett entstellt wurde. Nach einer Operation unerkennbar, macht sie sich im völlig zerstörten Berlin auf die Suche nach ihrer alten Identität und ihrem früheren Leben. Verzweifelt will sie vor allem eine Person finden: ihren Ehemann (Ronald Zehrfeld) - unter anderem um herauszubekommen, ob er sie an die Nazis verraten hat.
„Nelly ist eine Frau, die alles verloren hat, die verunsichert und verletzt ist. Und niemand fragt, was sie im Konzentrationslager erlebt hat. Sich in ihre Gedankenwelt hineinzuversetzen, war nicht einfach. Aber gerade solche Herausforderungen liebe ich“, sagte Nina Hoss. Die begeisterte Reaktion der kanadischen Zuschauer habe sie vor Aufregung zittern lassen. „Ich war wahnsinnig nervös vor der Premiere“, gestand Hoss.
Auch Giulio Ricciarellis Aufarbeitung der Nazi-Gräueltaten bewegte das Publikum bei der Premiere am späten Samstagabend. Alexander Fehling („Inglourious Basterds“) spielt darin einen engagierten jungen Anwalt, der die Frankfurter Auschwitz-Prozesse ins Rollen bringt. „Das ist ein Stück deutsche Geschichte, das nur wenige kennen, und ich bin sehr stolz darauf, es auch in diesem Teil der Welt bekanntzumachen“, sagte Fehling der dpa.
Die tiefgehende Geschichte ist ebenso im Rennen um den begehrten Publikumspreis des Filmfestes wie Baran bo Odars „Who Am I - No System Is Safe“. Insgesamt ist Deutschland in diesem Jahr mit 31 Filmen, darunter Koproduktionen und Dokus, in der kanadischen Metropole vertreten. Der Gewinnerfilm, den in Toronto traditionell die Zuschauer wählen, wird am 14. September bekanntgegeben.