Barthonia Showroom Kölner Streetart-Künstler Santamuerte präsentiert Werkschau

Der Kölner Streetart-Künstler Cocco Santamuerte präsentiert im Barthonia Showroom seine bislang größte Werkschau.

Foto: Stephan Eppinger

Köln. An sein erstes verkauftes Werk kann sich der Kölner Streetart-Künstler Cocco Santamuerte noch genau erinnern: „Das war eine Zeichnung nach Egon Schiele. Die habe ich auf dem Stadtflohmarkt am Unicenter an einen Kunstdozenten von der Uni für 30 Euro verkauft.“ Das erste selbst kreierte Werk folgt im Studio des früheren Tätowierers. „Ein älterer Herr hatte es im Vorbeilaufen entdeckt und es dann später für 800 Euro mitgenommen. Was meine Kunst wert ist, habe ich damals noch nicht gewusst“, sagt Santamuerte.

Dies lernt er erst später durch seinen ersten Galeristen und erfährt so, dass der Kunde damals mit den 800 Euro wohl ein echtes Schnäppchen in Sachen Kunst gemacht hatte. Entwickelt hat Santamuerte seinen Stil von frühester Kindheit an als er begann, Farbzeichnungen, Skizzen und Sprüche in Schulhefte, auf Wände und auf alle Materialien, die ihm unterkamen, zu setzen. Es folgten Graffiti-Arbeiten und immer wieder das Malen von Aphorismen. Nach einer Malerausbildung bereiste Cocco Santamuerte, der seit 2010 diesen Künstlernamen trägt, den halben Globus, lebte in Brasilien, Südafrika, auf Ibiza und einige Jahre in den Niederlanden, wo letztlich die Malerei zur Berufung wurde.

„Kunst war für mich schon immer interessant. Aber ich habe mir das anfangs selbst nicht zugetraut und Geld, um gute Kunst zu kaufen, hatte ich auch nicht. Erst ein Freund aus den Niederlanden, der selbst ganz klassisch in Öl gemalt hat, konnte mir Mut machen, es einfach auszuprobieren. Allerdings war das Klassische nicht mein Ding und so habe ich begonnen, mit Acrylfarben zu arbeiten“, sagt Santamuerte. Am 20. Mai zeigt er im Barthonia Showroom, Venloer Straße 231 B, in Ehrenfeld von 11 bis 23 Uhr seine erste große Werkschau mit mehr als 100 Ausstellungsobjekten, davon 60 großformatige Werke.

„Ich habe so viele Werke verkauft, dass ich nur noch wenige alte Sachen hatte, und musste so für die Schau sehr viele neue Bilder schaffen. Dazu kommen Leihgaben mit älteren Werken“, erklärt Santamuerte. Zu sehen gibt es viele Streetart-Collagen. „Die ähneln den Plakatwänden draußen, die immer wieder überklebt werden. Nur bei meinen Werken entwerfe ich die Plakate selbst und überklebe sie dann mit weiteren. Das ist eine sehr bewusste Auswahl. Natürlich gibt es im Atelier auch spontane Einfälle, aber allen geht eine lange Kompositionsphase voran. Das ist mir wichtig.“

Zu den Collagen gehören auch immer wieder Bilder von bekannten Pop- und Filmikonen. So findet sich im Atelier an der Aachener Straße in Junkersdorf auch Hollywood-Schauspieler Mickey Rourke wieder. „Er ist durch das Internet auf mich aufmerksam geworden, inzwischen habe ich auch einen Auftrag von ihm bekommen“, verrät der Kölner Künstler.

Zu sehen gibt es in der Ausstellung in Ehrenfeld auch Gemälde. „Ich mache das, auf was ich gerade mehr Lust habe. Außerdem will ich nicht als Künstler stehen bleiben und mich immer weiterentwickeln. Ständig nur das Gleiche zu machen und mich zu wiederholen, wäre nichts für mich.“

Was Streetart angeht, sieht Santamuerte eine große Veränderung: „Alles ist kommerzieller geworden. Man bekommt schon bei Ikea Drucke fürs Wohnzimmer. Damit ist aber auch die Akzeptanz gestiegen. Für mich als Künstler hat das auch Vorteile, da ich mehr Werke verkaufen kann und mir ist es wichtig, von meiner Kunst leben zu können.“

Santamuerte sieht sich selbst als einen nachdenklichen Künstler. „Manche Leute fragen mich auch, warum ich so schwermütige Werke schaffe. Jeder hat halt sein Genre und ich bin persönlich weit davon entfernt, schwermütig oder gar depressiv zu sein“, sagt Santamuerte. Auch seine Gedanken zur politischen Lage und zu den Krisen in der Welt fließen mit ein in die Bilder. „Die Situation an vielen Orten in der Welt ist beängstigend, wenn hier in Deutschland so etwas passieren würde wie in der Türkei, würde ich das Land sofort verlassen.“

„Make Art not War“ lautet der durchaus politische Titel der Ausstellung, die von der Kölner Galeristin und Künstlerin Heike Iserlohe kuratiert wird. Sie betreibt die Galerie „Kunstraub99“, über der sich Santamuertes Atelier befindet. Über sie gab es auch den Kontakt zu Comedian Ingolf Lück, der um 13 Uhr die Begrüßungsrede bei der Werkschau halten wird. „Die Werke von Cocco sind einfach perfekt und komplett. Das spürt man vom ersten Moment an“, sagt Iserlohe. Neben Musik soll es am Samstag auch eine spektakuläre Live-Performance geben.

kunstraub99.com