Ausstellung: Der teure Richter in all seiner Vielfalt
Teppiche, Tintenzeichnungen und Bücher: Die Kunstsammlung NRW zeigt die Auflagenkunst des teuersten deutschen Malers.
Düsseldorf. „Gerhard Richter ist besser als Picasso — da gibt es gar keinen Zweifel. Außerdem lebt er noch.“ So enthusiastisch spricht der Sammler Thomas Olbricht (66), der der Kunstsammlung NRW für die kommenden drei Wochen eine Auswahl von etwa 45 Richter-Editionen überlasst.
Teurer als Picasso ist der 82-jährige Richter ganz sicher, zeitweilig galt er als teuerster Maler der Welt. Erst am Mittwoch wurde sein Ölgemälde „Wand“ für umgerechnet 21,4 Millionen Euro in London versteigert. Doch der Künstler aus Köln stellt nicht nur millionenteure Unikate her, sondern auch Werke in Auflagen von vier Exemplaren an aufwärts — Editionen eben. Und die sind erheblich günstiger, relativ jedenfalls.
Wobei Richter die noch frischen Drucke oft überzieht oder übermalt und daraus fast wieder Unikate macht. Hingucker der Ausstellung sind vier großformatige Teppiche, die Richter 2009 nach einem Ausschnitt aus einem Ölbild weben ließ: Farbpracht in einem ungewohnten Medium und doch unverkennbar Richter.
Vier mal acht Teppiche hat der Künstler anfertigen lassen, die 32 Exemplare hat der Markt sofort geschluckt. Über den Preis sagt Olbricht nichts — außer „teuer“. Aber siebenstellig dürfte der Betrag dann wohl schon gewesen sein.
Die Teppiche zeigen mal wieder Richters Vielfalt — ebenso wie die übrige Auswahl in der Grabbehalle, in der die Werke Platz zum Leuchten haben, und die Exponate in den beiden Richterräumen oben in der Sammlung. Immer wieder nimmt er sich neue Materialien kreativ vor — Bücher, Plakate, Fotorealistisches, mal scharf, mal unscharf wie die berühmte „Betty“ oder „Babette“, das Bild seiner Tochter. Mal setzt er auf vom Zufall bestimmte Farbeffekte wie in „1260 Farben“, mal beeindruckt er mit organisch-pastelligen Tintenzeichnungen wie in „November“, die er 2012 im digitalen Kunstdruck als 54-teilige Edition auflegte.
Von den 162 Editionen, die Richter seit 1965 herausgegeben hat, besitzt Thomas Olbricht alle bis auf eine und sagt mit „ein klein wenig Stolz“: „Diese Sammlung kann es nicht noch einmal geben.“ Denn auf dem Markt gebe es viele Sachen nicht. 15 Jahre etwa habe er den „Hund“ gejagt, einen Siebdruck von 1965, von dem es acht Exemplare gab. Als der 2010 beim Auktionshaus Lempertz angeboten wurde, „dachte ich: Den brauchst du“, und gab seinem Händler den Auftrag zum „Durchmarsch“.
243 000 Euro hat ihn das gekostet. Sein Fazit: „Wenn man schon die großen Bilder nicht haben kann, will man wenigstens ein kleines — und auch die werden teuer.“