Deutsche Bestatter: Sterben im Museum - "Provokativ aber kein Skandal"
Die Idee des Mönchengladbacher Künstlers Gregor Schneider, einen Sterbenden in einem Museum auszustellen, ist nach Meinung des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur "provokativ, aber kein Skandal".
Mönchengladbach/Düsseldorf. Die Idee des Mönchengladbacher Künstlers Gregor Schneider (39), einen Sterbenden in einem Museum auszustellen, ist nach Meinung des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur "provokativ, aber kein Skandal".
Ein Skandal wäre es, "wenn solche Ideen keine Reaktionen der Auseinandersetzung, des Widerspruchs oder auch der Empörung auslösen würden", meinte eine Sprecherin des Kuratoriums am Mittwoch in Düsseldorf. Die Ankündigung des Künstlers waren in Politik und Kultur auf heftigen Widerspruch gestossen.
Skandalös wäre auch, wenn sich Museumsdirektoren bereiterklärt hätten, "öffentliche Räume der Kunst zu solch voyeuristischen Zwecken zur Verfügung zu stellen". Die "eindeutige Zurückweisung" des Schneider-Plans zeige, "dass der moralisch-ethische Zustand unserer Gesellschaft im Ernstfall noch trägt".
Schneider will nach eigenen Angaben einen auf natürliche Weise Sterbenden oder gerade Gestorbenen in einem von ihm bereits gebauten Raum präsentieren - möglicherweise in einem Museum. Der Träger des Goldenen Löwen der Biennale Venedig 2001 will damit "die Schönheit des Todes" zeigen.
Der Vorschlag Schneiders zeige, dass hier jemand den Sinn "für die über Jahrhunderte tragende Unterscheidung zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit verloren hat", erklärte die Kuratoriums-Sprecherin.
Wer meint, Privates und Öffentliches nicht voneinander trennen zu müssen, "verliert den Sinn für zentrale Erfahrungs- und Bedeutungsdimensionen, für die Kunst sensibilisieren, die Kunst aber nicht abschaffen sollte".