Kunstmesse: Eine ruhige Art Cologne
Köln hat die Finanzkrise mit einem blauen Auge überlebt. Ab heute sind dort bis Sonntag die Tore geöffnet.
Köln. Die Art Cologne ist eröffnet. Nach dem Scheitern des Kunstmesse-Chefs Gérard Goodrow und vor Beginn seines amerikanischen Nachfolgers Daniel Hug ist man in Köln heilfroh, mit einem blauen Auge davonzukommen. Die abgesagten Messen in Frankfurt und Düsseldorf sind beredte Beispiele, wie schnell der Kunsthandel in den Strudel der Finanzkrise gerissen werden kann. Köln überlebt, das ist schon viel.
Die Messe ist um 25 Prozent verkleinert. Es machen nur noch 150 Händler mit, dafür wurde der "Open Space" (Offener Raum) bei geringeren Mietpreisen auf 3000 Quadratmeter erweitert.
Die klassische Kunst, das Aushängeschild einer Messe, die sich an den Geldadel richtet, ist dünn gesät. Die Galerie Schönewald punktet mit Klapheck-Gemälden zu Preisen von 95000 bis 250000Euro. Gerhard Richters "Niagarafall" von 1965 ist angesichts der Jagd auf frühe Gemälde des Kölners mit 1,25 Millionen Euro fast schon moderat angesetzt. Hier hat allerdings ein respektloser Nachfahr, der Leipziger Jungmaler Peter Krauskopf, die Nase vorn. Er ist mit dem Rakel über seine nassen Farben gegangen, so dass Verwischungen wie bei Richter entstanden sind. Der Verschnitt ist schon für 3600Euro bei Storms zu haben.
Günther Ueckers Nagelbilder haben tüchtig angezogen, Strelow bietet ein Objekt von 1968 für 125000 und Schönewald ein jüngeres Werk für 225000 Euro an. Schwarzer (Düsseldorf) hofft, für das "Lesende Mädchen auf blauem Sofa" (1912) 1,48 Millionen Euro zu erhalten. Ein grandioser Max Ernst, "Der Maler und das Licht", kostet 850000 Euro.
Sucht man nach dem kapitalsten Gemälde eines lebenden Künstlers, so sind dies bei Nächst St.Stephan die 6,5 Meter breite und drei Meter hohe, atemberaubende Spray-Arbeit von Katharina Grosse (78000 Euro) sowie das grüne Hochformat des in Düsseldorf lehrenden Herbert Brandl (54000Euro).
Das Niveau der neuen Talente sei so gering, erklärte Klaus-Gerrit Friese vom Bundesverband Deutscher Galerien und Editionen (BVDG), dass man nur 17 statt wie bislang 25Neulinge für eine Förderkoje ausgewählt habe. Vier Talente seien empfohlen: Grit Hachmeister, Leipzigerin in Berlin, eine malende Fotografin, hat jenes gewisse Etwas, das auf eine gute Zukunft hoffen lässt. "Friedrich" nennt sie ein Schwein unter rötlichem Firmament, frei nach Caspar David Friedrich, mit dessen romantischer Attitüde sie sich auseinandersetzt. Von ihr stammen auch Selbstporträts, in denen sie sich wie ein Berliner Kellerkind in Szene setzt.
Alicja Kwade, gleichfalls Berlin, präsentiert 19 "Berliner Bordstein-Juwelen", simple Straßensteine, die sie beim Diamantschleifer wie Rohkristalle behandeln ließ (7500 Euro). Lorenz Estermann baut aus Wellpappe provisorische, dennoch funktionstüchtige Möbelobjekte, die eine feine, scheinbar zufällige Malerei als Patina enthalten.
Erstaunliches bietet die Galerie Schmela: Nichts als zerknautschtes, gefärbtes Papiermaché sind die Objekte von Richard Tuttle, dennoch wirken sie voller Poesie (50000 Dollar). Als beste Zeichnerin erweist sich Sandra Vasquez de la Horra, die mit Vampiren, Fledermaus-Flügeln und einer Zirkus-Queen in den Galerien Pfab und Kewenig überzeugt (650 bis 2000 Euro).