Kunst: Den Ehemann bitten?
Afghanische Malerinnen zu Gast in Bonn.
Bonn. Davon hätten sie kaum zu träumen gewagt: Afghanische Künstlerinnen dürfen ihre Bilder ausstellen. Und das nicht nur in Kabul, sondern erstmals außerhalb ihres Landes.
Im Juli in Berlin und nun in Bonn bei der Deutschen Welle. Bis zum 9. September sind dort 31 Bilder von 23 Künstlerinnen zu sehen.
Unter der 2004 beendeten Herrschaft der Taliban drohten denen, die sich künstlerisch betätigten und Menschen, Pflanzen oder Tiere bildlich darstellten, Gefängnis- oder gar die Todesstrafe. Aber bis heute gehen die Künstlerinnen ein Risiko ein, wenn sie Gegenständliches abbilden. Religiös motivierte Aggressionen sind nicht auszuschließen.
Da kam 2004 die Gründung einer Kunstschule einer Revolution gleich. Das Center for Contemporary Arts Afghanistan (CCAA) war die erste Kunstschule Afghanistans seit langem. Und außerdem dürfen dort Frauen studieren - eine absolute Neuheit in Afghanistan, wo die Frauen die Straße nicht ohne männliche Begleitung überqueren durften und ihnen der Schulbesuch verwehrt war. Einige Studentinnen mussten den Besuch der Kunsthochschule vor ihrer Familie, vor allem den Vätern, verbergen.
Der Organisator der Ausstellung, Rainer Militzke vom Patchworldverlag, ist überzeugt, dass die Ausstellung und Deutschland selbst die afghanischen Künstlerinnen kolossal verändert hat. Das werde auch Einfluss auf ihre künftigen Bilder haben, meint er.
Als die Bilder erstmals gezeigtwurden, im Dezember 2007 in einer Turnhalle in Kabul, hätten Männer geweint, berichtet Kuratorin, Eleonora De Saavedra. Nach langer Zeit konnten sie dort erstmals wieder Kunst betrachten, Kunst, die auch noch von Frauen stammte. Aus Angst vor Anschlägen gab es starke Sicherheitsvorkehrungen.
Die Frauen im Alter von 16 bis 28 Jahren sprechen nicht über Unterdrückung, sie sprechen lieber über ihre Werke, in denen sie ihre Gefühle, Ängste, Stimmungen ausdrücken. So schreibt Nabila Horakhsh im Katalog: "Meine Arbeiten zeigen die Entbehrungen der afghanischen Frauen."
Das Ziel von Ramzia Tajzeda ist, den Schmerz und das Leid der Menschen und des Landes auszudrücken. Viele von den Frauen haben Burkas getragen, waren weggesperrt von der Sonne. "Aber gerade für Maler ist es wichtig, Licht und Sonne zu sehen", sagt Kuratorin De Saavedra. Nur eine der Künstlerinnen ist verheiratet. Auf die Frage, warum das so sei, heißt es: "Dann müsste ich meinen Mann ja um Erlaubnis bitten zu malen."
Offen wird die Politik Afghanistans nicht kritisiert. In Zarghuna Hotaks Bild "Smile" etwa dominiert die Farbe grün, eine Treppe ist zu sehen, die zugleich den Körper einer Frau darstellt. Mal spricht Sehnsucht nach Freiheit aus ihnen, mal die Suche nach einer eigenen Identität.