Blick nach vorn auf der Insel
Wie geht es weiter mit der Stiftung Insel Hombroich nach dem Tod ihres Gründers? Ein Gespräch mit Wolfgang Schulhoff.
Neuss. Neun Monate ist Karl-Heinrich Müller nun schon tot, der Gründer, Geld- und Ideengeber der Museumsinsel Hombroich. Was wird aus seinem Erbe an der Erft, auf der Raketenstation und dem Kirkeby-Feld? Wer zahlt nun die Millionen-Beträge aus der eigenen Tasche, wenn ein Projekt zu scheitern droht?
Was wird aus den Gebäuden, die noch gar nicht fertig sind? Wir sprachen mit Wolfgang Schulhoff, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf und neuer Vorstandsvorsitzender der Stiftung Insel Hombroich, als Nachfolger von Müller.
Schulhoff erwähnt erstmals das Testament: "Karl-Heinrich Müller hat seinen letzten Pfennig für die Insel ausgegeben. Er hat uns alles, was er besaß, vererbt. Wir sind auch die Erben jener Bilder, mit denen er privat gelebt hat. Kein anderer außer der Insel erbt. Er hat sein ganzes Lebenswerk dort hinein gesteckt."
Ein Mäzen also über seinen Tod hinaus. Aber Karl-Heinrich Müller hinterließ auch unvollendete Gebäude: das Haus der Architekten, das Haus der Musik und das "Feldhaus". Es gibt aber auch bislang unlösbare Probleme bei der Weiterentwicklung der Raketenstation.
Das Haus der Architekten ist nach dem Entwurf des berühmten Portugiesen Alvaro Siza entworfen und vollendet. Es wird jetzt eingerichtet. Schulhoff spricht von der Eröffnungsausstellung mit Werken von Erwin Heerich, dem Erbauer der Museen auf der Insel, Frei Otto, dem Pioniere der biomorphen Architektur, Daniel Libeskind, dem Schöpfer des Jüdischen Museums, und Marcel Breuer, dem Klassiker der Bauhaus-Möbel.
Die Premiere werde aus eigenen Beständen bestückt. Ursprünglich sollte der weit in die niederrheinische Ebene gesetzte Bau schon im September eröffnet werden. Der Termin müsse verschoben werden, weil die Türen aus dem ursprünglich noch nicht gesicherten Haus gestohlen wurden.
Freude macht das "Feldhaus". Es entstand nach einem Entwurf von Per Kirkeby, wurde von der Stiftung Hombroich gebaut, vom Clemens Sels-Museum genutzt und soll die Sammlung der pensionierten Museumschefin Irmgard Feldhaus aufnehmen.
Feldhaus spendierte nicht nur Geld zum Bau, sondern sie wird über ihre grafische Sammlung hinaus wertvolle Kunst der klassischen Moderne ans Museum geben. Sie will ein Archiv auf der Insel einrichten und die Ausstellung im "Feldhaus" hängen. Möglicherweise wird der Bau Ende des Jahres eröffnet.
Probleme macht das Haus der Musiker, der kolossale Rohbau des Architekten Raimund Abraham. Seine Komplettierung kostet einen mehrstelligen Millionen-Betrag. Schulhoff möchte den Rohbau zunächst als "schöne Skulptur" sichern und bestehen lassen. Dann könne er "sehr langsam in kleinen Schritten verwirklicht" werden.
Noch größer ist das Problem beim Projekt "Raumortlabor", einer Siedlung auf dem freien Feld zwischen Neuss-Holzheim und Grevenbroich-Kapellen, auf Gelände jenseits der Raketenstation also. Land soll gekauft und parzellenweise an berühmte Architekten übergeben werden, die für ganz wenig Geld ihre Ideen einer modernen Stadt verwirklichen wollen.
Dabei sollen jeweils zehn Prozent bebaut, 90 Prozent grün bleiben. Hier kommt Gegenwind von Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg. Schulhoff ärgert sich: "Herr Uhlenberg sagt, er könne keine Flächen mehr umwidmen, Landwirtschaft müsse gerade jetzt bleiben. Wir haben aber schon vom Regierungspräsidenten und von allen Parteien grünes Licht bekommen.
Ich hatte schon ein erstes Gespräch mit einem Landwirt, der mit uns zusammenarbeiten will, um bessere Erträge zu erhalten." In der nächsten Woche spricht Schulhoff mit Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, dem Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung. Er will ihn überzeugen.