Wie Steinzeitmenschen Köpfe operierten

Das Neanderthal Museum beschäftigt sich mit Anatomie und Chirurgie.

Mettmann. Menschen haben Schmerzen und Menschen sind neugierig. Was lag also näher, dass auch schon die Menschen der frühgeschichtlichen Zeit die Schädel der Kranken öffneten, um durch diesen Eingriff Linderung zu schaffen. Mit der so genannten Trepanation, die als einer der ältesten operativen Eingriffe gilt, beschäftigt sich die aktuelle Sonderausstellung "Loch im Kopf", die ab heute im Neanderthal Museum in Mettmann zu sehen ist.

Dabei spannt die Ausstellung einen Bogen von den ältesten Schädeloperationen bis hin zum modernen neurochirurgischen Eingriff. Schaben, bohren, sägen - in dieser Reihenfolge kamen die Operateure im Lauf der Zeit den Gehirnen der Patienten näher.

An den ausgestellten Schädeln lässt sich nachvollziehen, wie die Löcher entstanden sind. Die am häufigsten verwendete Methode in der Steinzeit war die Flächenschabetechnik. Dabei wurde der Knochen auf einer rundlich-ovalen Fläche Schicht für Schicht abgetragen. Andere Schädel wurden aufgeschnitten und das Knochenstück wurde herausgehebelt.

Die steinzeitlichen Heiler - "Von einem Medizinmann kann nicht die Rede sein", so die stellvertretende Museumsleiterin Bärbel Auffermann - müssen jedoch Methoden der Blutstillung und der Betäubung beherrscht haben. Sicher ist, dass die meisten Patienten die Operationen überlebten. Das beweisen Heilungsspuren an den Schädeln. Während diese Art der Schädelöffnung noch bis in die Gegenwart bei den Naturvölkern angewandt wurde, entwickelte sich in Europa im Altertum neue Methoden.

Die Anatomie und Chirurgie des 15. bis 18. Jahrhunderts schenkte den Schädeloperationen verstärkt Aufmerksamkeit und gab in gedruckten Lehrbüchern genaue Anweisungen für die Anwendung der Trepanation sowie die Verbesserung des Instrumentariums. Der Hildener Mediziner Wilhelm Fabry gehörte zu Lehrmeistern.

Neben trepanierten Schädeln, darunter die ältesten europäischen Belege der Trepanation, und den zugehörigen steinzeitlichen Geräten, werden in der Ausstellungen auch historische Zeichnungen von Trepanationen und frühneuzeitliche sowie moderne Trepanationsgeräte präsentiert. Operationsszenen aus Filmen und Fernsehserien sowie Kurioses zum Thema werden ebenfalls gezeigt. Und an einem modernen OP-Tisch der Uniklinik Düsseldorf können die Besucher an bestimmten Tagen auch selbst Hand anlegen.

"Loch im Kopf", bis 2. November, di - so, 10 bis 18 Uhr