Zug der Erinnerung: Opfer, Täter, Gerettete
Die Ausstellung macht auf das Schicksal deportierter NS-Opfer aufmerksam.
<strong>Düsseldorf. Abschied für immer: "Die letzte Karte bekommst Du aus dem Zug. Wir sitzen hier mit vierzig Menschen und Gepäck, und es ist sehr stickig in dem Viehwaggon", schreibt eine junge Frau, kurz bevor sie deportiert wird. Ihre Verwandten wird sie nicht wiedersehen, vielleicht hat sie das geahnt, wahrscheinlich sogar, glaubt Hans-Helmut Schlicht, Mitarbeiter der historischen Ausstellung "Zug der Erinnerung". Nur noch Mittwoch macht sie Station im Düsseldorfer Hauptbahnhof. Zwischen 1941 und 1945 wurden rund zwei Millionen Kinder und Jugendlichen mit Wagen der Deutschen Reichsbahn in Vernichtungslager deportiert, aus Düsseldorf allein 125jüdische Kinder, das jüngste kaum ein Jahr alt. Im ersten Waggon des Erinnerungszuges deshalb: Einzelschicksale, die betroffen machen, Fotos und Familiengeschichten deportierter Kinder. Die Familiennamen werden auf den Hinweistafel eingangs erwähnt, danach nicht mehr, stattdessen werden die Kinder beim Vornamen genannt. Das macht deren Schicksale für die Besucher noch persönlicher. Irgendwie so, sagt ein Besucher, als hätte man sich gekannt. Rudi (Löwenstein) zum Beispiel. Der junge Mann will den gelben Stern nicht tragen. Am 3.August 1942 soll er deshalb vor Gericht erscheinen, doch schon am 27.Juli wird der Rheinländer mit der Bahn ins KZ Theresienstadt deportiert. Rudi stirbt in Auschwitz-Birkenau.
Das Schicksal der Kinder soll junge Menschen berühren
Dennoch, der "Zug der Erinnerung" soll nicht nur die Opfer, sondern auch die Entscheidungsträger hinter den Deportationen sichtbar machen. Die, die später beteuert haben, von nichts gewusst zu haben, sagt Schlicht. Julius Dorpmüller vom Reichsbahnzentralamt zum Beispiel, der Juden die Benutzung von Schlaf- und Speisewagen untersagte, oder sein Nachfolger, Reichsverkehrsminister Albert Ganzenmüller - ein Verfahren gegen ihn war 1977 eingestellt worden. "Alle haben durch Vergessen geglänzt", sagt Schlicht. "Unschuldig waren sie nicht." Mit der Ausstellung wollen die Organisatoren vor allem junge Menschen erreichen. "Am Bahnhof haben wir die meiste Öffentlichkeit und sind an dem Ort, an dem die Deportationen stattfanden."Der letzte Ausstellungsteil erzählt von den Überlebenden und soll Hoffnung machen. Hier können die Besucher am Computer nach Namen Deportierter aus der eigenen Stadt suchen und deren Namen zusammentragen. Sie werden am 8. Mai in Auschwitz symbolisch übergeben.