40 Jahre Punk: CJ Ramone ehrt die Ramones

Berlin (dpa) - Joey, Johnny, Dee Dee und Tommy - alle tot. Mit ihren simplen drei Akkorden, die sie in einem wahnwitzigen Tempo in die Instrumente hauten, und mit wütenden Texten haben die 1974 gegründeten Ramones vor 40 Jahren den Punk erfunden.

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Sie setzten Maßstäbe - auch mit ihrer Kleidung, die damals echt schrill war: Die Jeans mussten völlig zerschlissen sein, die Lederjacken schäbig und schwarz, die Sonnenbrillen besonders dunkel. Die Haare sahen aus wie zu lang geratene und verfilzte Pilzköpfe der Beatles.

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Mit Songs wie „Sheena Is A Punk Rocker“, „Blitzkrieg Bop“ oder „Beat On The Brat“ veränderten sie nachhaltig die Welt. Gabba Gabba Hey! Die große Anerkennung aber blieb dem Quartett ewig verwehrt - und keiner weiß wirklich warum.

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„Jeder übernahm den Sound von uns“, hatte Joey Ramone einmal über den Ursprung der Punkmusik gesagt, „ob die Sex Pistols oder die Dead Kennedys oder Black Flag oder sonst wer; niemand spielte so (vor uns)“. Danach aber viele, auch heute noch.

Joey, Johnny, Dee Dee und Tommy - alle tot. Aber CJ Ramone (49) lebt. Der Bassist und Sänger, der eigentlich Christopher Ward heißt, war 1989 in die Band gekommen und blieb bis zur Auflösung der Ramones an Bord. Sein Einstieg brachte den etwas müde gewordenen Punker nochmal eine ordentliche Energiezufuhr. Mit „Last Chance To Dance“ (Fat Wreck Chords) hat er jetzt ein Album aufgenommen, das den Geist und die Musik der Ramones ehrt.

Auch wenn man 40 Jahre Ramones feiert, als groß angelegten Plan eines Tribute-Albums zum Jubiläum will CJ Ramone „Last Chance To Dance“ nicht unbedingt verstanden wissen. Er sieht das grundsätzlicher: „Alles was ich tue, ist eine Feier der Ramones. Musikalisch verdanke ich ihnen alles“, sagt er.

Einmal ein Ramone, immer ein Ramone. Die zwölf Songs atmen den Ramones-Spirit der 70er Jahre: Sie sind kurz, die Texte nicht ausufernd und die Akkordfolge überschaubar. Und mit 30 Minuten ist es auch nicht zu lang. Auch wenn „Last Chance To Dance“ von nostalgischem Geist durchweht ist und nicht an die Genialität der Ramones heranreicht, nicht heranreichen kann - es ist ein Heidenspaß und ein mehr als würdiges Album, das CJ Ramone da mit seiner Band vorlegt.

Ganz nah dran an den Ramones ist er mit dem Song „Carry Me Away“, ein echter Schmachtfetzen, der nach eigenem Bekunden auch CJ's Lieblingssong ist. Eine Seefahrer-Ballade über die Liebe und den nassen Tod. Herzergreifend.

Zum Retro-Geist passt auch das Cover, für das CJ Ramone eine Fotografie von Allan Tannenbaum, dem New Yorker Chronisten der 70er Jahre, auswählte. Es zeigt die Prostituierte Dolly 1974 am Times Square in New York. Wilde Zeiten.

Und die Ramones sind noch längst nicht Geschichte: Angeblich soll Morrissey ein Best-of-Album mit seinen Lieblingssongs der Band zusamenstellen - über die Auswahl und das Veröffentlichungsdatum ist noch nichts weiter bekannt.

Zudem plant Star-Regisseur Martin Scorsese („The Last Waltz“, „Shine a Light“) ein Biopic über die Band, das 2016 in die Kinos kommen soll. Das würde passen, denn 1976 erschien das erste Album der Ramones, 1996 lösten sie sich aus.

Scorsese könnte die aufregende Geschichte erzählen, wie ein drogenabhängiger Ex-Stricher, ein Zwangsneurotiker, ein despotisches Ekel und ein recht normaler Schlagzeuger, der später ausstieg, um nicht den Verstand zu verlieren, den Punk erfanden. Ein zusammengewürfelter, zickiger und ziemlich streitbarer Haufen von Dilettanten, die aber genau wussten, was sie wollten - und am Ende doch scheiterten.

CJ Ramone, der bei seinen Live-Auftritten natürlich immer auch Songs von den Ramones spielt, wird am 13. Dezember in Münster auftreten: Die Donots haben ihn zu ihrer großen „20 years birthday“-Show eingeladen.