Bobby McFerrin: „Wohin mich die Musik trägt“

Bobby McFerrin über Karriere, Familie und Programm. Montag ist er in Düsseldorf.

Düsseldorf. Herr McFerrin, Sie sind unter anderem bekannt für ungewöhnliche Effekte, die Sie mit ihrer Stimme erzeugen. Wie kamen Sie auf die Idee?

Bobby McFerrin: Als ich aufwuchs, war jede Menge Gesang um mich herum. Meine Eltern sind beide Sänger, und sie unterrichteten in unserer Wohnung. Aber ich selbst dachte Jahre lang über eine Karriere als Instrumentalist nach. Und mit der Zeit reifte in meinem Kopf die Idee, Melodien und Worte sowie die „instrumentalen“ Parts mit ihren Harmonien und Rhythmen gleichzeitig geschehen zu lassen.

Nun war Ihr Vater Robert McFerrin klassischer Opernsänger an der New Yorker Met. Hat er Ihr musikalisches Talent gefördert?

McFerrin: Mein Vater und meine Mutter betrieben die Musik sehr ernsthaft. Und unser Haus war voll von Klängen, Opern und Jazz und vielem mehr. Ich kann mir kaum vorstellen, wie mein musikalischer Werdegang verlaufen wäre ohne all diese Eindrücke von Jugend auf. Mir ebnete das den Weg zu hören und mich allem Möglichen anzunähern.

Ab und zu greifen Sie zum Taktstock. Was war die Motivation zu dirigieren?

McFerrin: Schon als Teenager habe ich zur Stereoanlage dirigiert, aber ich war als Jugendlicher ganz schön schüchtern und konnte mir kaum vorstellen, vor einem richtigen Orchester zu stehen. Das änderte sich, als ich mich den 40 näherte. So bin ich dann nach Tanglewood gegangen und habe bei Gustav Meyer und später auch ein bisschen bei Seiji Ozawa Dirigieren studiert. Ich praktizierte das dann sehr oft. Und das San Francisco Symphony Orchestra lud mich zu einem Gastdirigat — genau an meinem 40. Geburtstag.

Sie haben eine Frau und drei Kinder. War und ist es schwierig, Beruf und Karriere unter einen Hut zu bringen?

McFerrin: Ja, das ist eine Herausforderung. Auf der ganzen Welt aufzutreten, heißt weg von zu Hause zu sein. Vor allem, als meine Kinder noch jung waren, hatte ich dabei sehr gemischte Gefühle. Ich versuche die richtige Balance zu finden zwischen der Zeit auf Achse und den Tagen zu Hause. Das ist wichtig für meine Familie und absolut notwendig für mich.

Machen Ihre Kinder auch Musik?

McFerrin: Alle meine Kinder sind wirklich talentiert, und wir haben immer viel zusammen gesungen. Mein ältester Sohn, Taylor, ist Beatboxer und Produzent. Er musiziert eine Menge, doch vor allem interessiert ihn das Management hinter den Kulissen. Mein mittlerer Sohn, Javon, ist Schauspieler, und meine Tochter Madison will einmal Sängerin werden. Sie studiert noch am Berklee College of Music in Boston.

Verraten Sie uns was von Ihrem Solo-Programm in Düsseldorf?

McFerrin: Ich liebe Solo-Auftritte über alles. Denn das gibt mir die Flexibilität, dem Publikum immer das zu offerieren, von dem ich gerade inspiriert bin. Aber aus diesem Grund kann ich auch nicht genau sagen, was ich an dem Abend machen werde. Auf jeden Fall beginne ich mit reiner Improvisation. Mal sehen, wohin mich die Musik dabei trägt. Aber ich singe auch ein paar bekannte Lieder, bei denen das Publikum oft mitsingt. Ich liebe das gemeinsame Singen in einem Raum voll von Menschen.