„Cats“ läutete Musical-Ära ein
Hamburg (dpa) - Es hätte im Katzenjammer enden können - und hat dann doch den größten Musical-Boom hierzulande ausgelöst: Als das Musical „Cats“ vor 25 Jahren in Deutschland an den Start ging, gab es nicht wenige Skeptiker.
Ein Theater nur für ein einziges Musical? Jeden Abend dasselbe Stück? Und das auch noch über längere Zeit? Für Andrew Lloyd Webbers Samtpfotenspektakel hatte zwar schon fünf Jahre zuvor in London die Geburtsstunde geschlagen, und auch der New Yorker Broadway war bereits erobert. „Doch "Cats" war die erste mehrjährige En-suite-Bespielung einer deutschen Bühne und hat die deutsche Musical-Landschaft nachhaltig verändert“, sagt Ursula Fröhlingsdorf vom Marktführer Stage Entertainment. Und nicht nur in der Musical-Szene haben die Katzen große Spuren hinterlassen. Auch der Hamburger Kiez hat sich seit jener Erstaufführung, die sich an diesem Montag (18. April) zum 25. Mal jährt, deutlich gewandelt.
Als der Jellicle-Mond, unter dem sich in dem Stück alljährlich die Katzenschar auf einer Müllkippe zum Ball trifft, zum ersten Mal in Hamburg aufging, war vieles anders als vorher. „Obwohl zunächst niemand der für damalige Verhältnisse aufwändigen Produktion ein langes Leben zugetraut hatte, spielte das Musical fast 15 Jahre im Operettenhaus“, betont die Stage-Sprecherin. Nie zuvor war das einer Show an einem Theater gelungen.
„Auch die Produktion von Theater unter kommerziellen Gesichtspunkten ohne öffentliche Finanzmittel war neu.“ Plötzlich kostete Kultur nicht nur etwas, sondern man konnte damit auch Geld verdienen. Musicalproduzent Friedrich Kurz, der „Cats“ nach Deutschland holte, musste sich dafür als „Totengräber des deutschen Theaters“ kritisieren lassen. Kurz hatte die Firma Stella gegründet, die 1988 mit „Starlight Express“ (Bochum) und 1990 „Das Phantom der Oper“ (Hamburg) weitere Webber-Musicals nach Deutschland brachte.
Den Katzen und dem Phantom folgten in den 90er Jahren viele Produktionen mehrerer Anbieter - große Erfolge ebenso wie dilettantische Flops.
„Ich habe bekannten Theaterregisseuren in Deutschland klargemacht, dass im ersten Jahr von "Cats" circa 70 bis 80 Prozent der Besucher noch nie in einem Theater waren“, berichtete Kurz später in Interviews. Die intensive Werbung mit den gelben Katzenaugen bescherte ihm Busladungen an Zuschauern. Im Gegensatz zu Webber selbst habe er von Anfang an daran geglaubt, dass Deutschland ein geeigneter Markt dafür sei.
25 Jahre später gibt es die Stella längst nicht mehr, dafür ist nun die Stage Entertainment - sie übernahm fast alle Spielstätten der insolventen Stella - Marktführer. Neun Shows zeigt sie derzeit in Hamburg, Berlin, Stuttgart und Oberhausen. Eine zehnte („Rebecca“) ist für Stuttgart in Vorbereitung. „Deutschland ist nach den USA und England der drittgrößte Musicalmarkt der Welt“, sagt Sprecherin Fröhlingsdorf, „Tendenz wachsend“.
Als Deutschlands Musical-Hauptstadt gilt seither Hamburg - und nach dem New Yorker Broadway und Londoner West End als drittgrößte Musicalmetropole der Welt. Rund zwei Millionen Besucher kommen jährlich in die Hansestadt, um die Aufführungen live zu erleben. Die drei größten Produktionen liefert die Stage Entertainment, die hier auch ihren Deutschland-Sitz hat, mit „Sister Act“, „Tarzan“ und dem Dauerbrenner „König der Löwen“ (seit 2001).