Dirigent: Die Musik blüht auf in der Steppe
Tour: Wuppertaler Dirigent baut in Kasachstan Jugendorchester auf.
Almaty. "Ihr müsst Strawinsky spielen wie Jimi Hendrix!", ruft Dirigent Jan Moritz Onken den Orchestermitgliedern zu. Der gebürtige Wuppertaler hat dabei ein begeisterndes Funkeln in den Augen.
Er steht vor keinem deutschen Klangkörper, sondern leitet das Orchester des Konservatoriums von Almaty in Kasachstan. Auf Einladung des Goethe-Instituts arbeitet der 31-Jährige mit dem aus 100 Mitgliedern bestehenden Jugendorchester. Am Mittwoch, 19 Uhr, gastiert er mit dem Ensemble im Forum der Bonner Bundeskunsthalle, Friedrich-Ebert-Allee 4.
Die Stadt Almaty liegt in einer Landschaft aus Gebirge und Steppe. Dort blüht nun die klassische Musik auf. Und Onken hat ein sehr ehrgeiziges Ziel: "Im Herbst 2009 wollen wir in der Carnegie Hall New York auftreten", sagt der charismatische junge Mann.
Derzeit befindet er sich noch auf Europatournee. Auf dem Programm stehen Igor Strawinskys Ballettmusik "Le Sacre du Printemps", "Das Frühlingsopfer" und das 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms. Als folkloristisches Souvenir bringt man noch die Gruppe Turan mit, die auf traditionellen kasachischen Instrumenten musizieren.
Einige im ZDF-Heute Journal ebenfalls interviewten Orchestermitglieder sprechen ganz begeistert von Onkens Art, die Instrumentalisten zu führen. Dazu gehören auch Freizeitveranstaltungen wie abendliche Tanzvergnügen, bei denen die Orchestermitglieder zu noch stärkerem Zusammenhalt finden sollen.
"Heute tanze ich mit der Geige, morgen mit dem Cello", sagt einer der Musiker. Leben könne man vom Musizieren in Kasachstan nicht, heißt es. Überhaupt sei die Stadt ein Ort sozialer Ungleichheit: viele Arme, wenige sehr Reiche.
Onken wird als großes Nachwuchstalent gehandelt. Nach einem Kapellmeisterstudium in St. Petersburg folgen eine Assistenzzeit bei dem weltberühmten Dirigenten Mariss Jansons und eine Meisterklasse beim nicht minder bekannten Pultstar Kurt Masur.
Seit Anfang dieses Jahres wird Jan Moritz Onkens Stelle als Dirigent des Orchesters vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) finanziert.