Tod mit 74 Dirigent Sir Jeffrey Tate gestorben
Hamburg (dpa) - Der englische Dirigent Sir Jeffrey Tate ist tot. Der Chefdirigent der Hamburger Symphoniker starb am Freitag im Alter von 74 Jahren im italienischen Bergamo an einem Herzinfarkt, sagte ein Sprecher der Hamburger Symphoniker.
Zuvor hatten Medien darüber berichtet.
Tate zählte zu den renommiertesten und vielseitigsten Dirigenten seiner Generation. Neben den Musikdramen Richard Wagners bildeten die Werke Mozarts und Richard Strauss' Schwerpunkte in seinem vielfältigen Repertoire.
„Die einzigartige Stimme Jeffrey Tates ist verstummt und wird doch in den Herzen, in den Gedanken und in der Erinnerung zahlloser Bewunderer und Freude in der ganzen Welt ewig weiter klingen“, teilten die Symphoniker am Freitagabend mit. Sie seien „vom völlig überraschenden Ableben“ zutiefst erschüttert. „Seine Musik hat die Welt zu einer besseren gemacht, und wir sind für die Stunden, Tage und Jahre, die wir mit Sir Jeffrey verbringen durften, unendlich und unsagbar dankbar.“ Tate habe das Orchester wie kein anderer geformt.
Erst am 19. April war Tate im Buckingham Palace von Prinz William zum Ritter geschlagen worden - als Anerkennung für seine internationalen Verdienste um die britische Musik. „Ich habe die Ritterwürde nicht erwartet und vielleicht wird sie mein Leben nicht komplett verändern - und trotzdem fühle ich mich ein klein bisschen anders“, sagte er nach der Zeremonie.
Tate hatte zunächst Medizin in Cambridge studiert und zwei Jahre lang als Assistenzarzt in London gearbeitet. Seine musikalische Laufbahn begann er am Royal Opera House Covent Garden in London. Er arbeitete als Assistent von Herbert von Karajan in Salzburg und James Levine in New York, bevor er als Assistent von Pierre Boulez 1976 am sogenannten Jahrhundert-Ring der Bayreuther Festspiele mitwirkte.
Tate galt als einer der bedeutendsten Interpreten der Musik Richard Wagners. Er hat den ersten vollständigen Pariser „Ring“ der Nachkriegszeit und die erste komplette „Ring“-Aufführung in Australien dirigiert. Es folgten Stationen an der New Yorker Metropolitan Opera, beim English Chamber Orchestra, beim Orchestre National de Paris und am Teatro San Carlo in Neapel.
Seit der Saison 2009/2010 war Tate Chefdirigent der Hamburger Symphoniker, zu denen er eine besondere Beziehung aufbaute. Mit einem abwechslungsreichen Programm und publikumswirksamen Aktionen wie öffentlichen Proben eroberten sie gemeinsam das hanseatische Publikum. Kritiker lobten Tate als „einen Präzisionsliebhaber“ und „Genießer des Details“. Sein Musikmachen sei das Resultat „aus Überlegung, Wissen, Sensibilität, Erfahrung und Magie“.
Sein nächstes Konzert mit den Hamburger Symphonikern stand für den 18. Juni in der Laeiszhalle auf dem Programm - Tate hätte Werke unter anderem von Claude Debussy dirigieren sollen.