Eddi von den Wise Guys: "Die Schwerkraft wird kurz aufgehoben"

Eddi Hüneke von den Wise Guys aus Hürth bei Kölnspricht über Adrenalin-Kicks, den Neuzugang der Band und das neue Album.

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Hürth. Was deutschsprachigen Vokal-Pop angeht, sind die Wise Guys aus Hürth bei Köln schon seit vielen Jahren die Institution schlechthin. Und wer weiß, vielleicht gelingt Daniel „Dän“ Dickopf, Eddi Hüneke, Marc Sahr, Nils Olfert und Neuzugang Andrea Figallo nach diversen zweiten und dritten Chartplätzen mit dem 14. Wise-Guys-Album „Achterbahn“, das Freitag erscheint, ja auch der Sprung nach ganz vorne. Wir unterhielten uns mit Eddi Hüneke (43).

Herr Hüneke, hatten Sie beim Schreiben des Songtextes zu „Achterbahn“ eine spezielle Bahn im Sinn?

Eddi Hüneke: Nein, das nicht. Aber für uns stand schnell fest, dass sich für die Fotos und das Video die „Colossos“-Achterbahn im Heidepark Soltau anbieten würde. Das ist die höchste und schnellste Holzachterbahn Europas, die ist wirklich saugroß und sehr beeindruckend.

Wie war die Fahrt?

Hüneke: Ich erinnere mich gut. Wir haben drei Runden gedreht, zum Glück noch vor dem Frühstück um sechs Uhr morgens, bevor die eigentlichen Besucher reingelassen wurden. Das war eine coole Sache, die man nicht so schnell vergisst.

Wo holen Sie sich denn selbst „Adrenalin und Fieberwahn“, wie es im Text heißt?

Hüneke: Tatsächlich vor allem bei unseren Konzerten. Für die neue Show haben wir etwas einstudiert, was ich nicht verraten will. Sagen wir so: Die Schwerkraft wird kurz aufgehoben.

Ihr vorheriges Album kam in einer A-capella- sowie in einer Pop-Version auf den Markt. „Achterbahn“ hingegen . . .

Hüneke: . . . ist wieder klassisch Wise Guys und zu hundert Prozent a capella. „Zwei Welten“ war von vornherein als Projekt angelegt. Beim neuen Album haben wir uns wunderbar ausgetobt, haben alles in unserem Studio in Hürth aufgenommen, und unser neuer Bassist und Sänger Andrea ist auch der Produzent. Wir haben bewusst alles im kleinen Kreis gemacht, alles ist sehr demokratisch und mit intensiver Beteiligung aller Mitglieder entstanden. Ich finde, es hört sich auch frischer an. Zum Beispiel bin ich das erste Mal richtig glücklich mit dem Klang meiner Stimme auf Platte.

Ihr neuer Sänger Andrea Figallo war vorher zehn Jahre lang Mitglied der A-capella-Gruppe The Flying Pickets. Haben Sie ihn bei den Briten abgeworben?

Hüneke: Nicht ganz. Als Ferenc Husta sagte, er höre auf, haben wir eine Online-Anzeige aufgegeben und uns parallel auch international in der A-capella-Szene umgehört. Andrea hat sich ganz schnell gemeldet, und er war mit Abstand der beste Kandidat. Er kann bis jetzt noch nicht viel deutsch, lernt aber sehr emsig und lebt natürlich mittlerweile auch in Köln.

Hatte Ferenc Husta keine Lust mehr?

Hüneke: Das ist die Kurzform. Er wollte etwas anderes machen und auch mehr Zeit mit der Familie verbringen.

Die neuen Lieder reichen von emotional bis albern. Konzept?

Hüneke: Uns fiel bereits früh auf, dass die Stücke eine enorme Bandbreite haben. So kam überhaupt die Idee zustande, das Album „Achterbahn“ zu nennen, der Titel existierte also schon, bevor es den Song gab. Für uns gehört zu einem Wise-Guys-Album und überhaupt zu jedem guten Unterhaltungsprogramm, dass es nicht nur locker und fröhlich, sondern auch mal besinnlich zugeht. Wir mögen es, auch mal die Tiefen auszuloten. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass wir auch eine Ballade wie „Ein Engel“ oder so etwas Tiefgehendes wie „Dankbar für die Zeit“ dabei haben, wo es um das Immer-noch-Tabuthema Tod geht. Ich fände es auch zu anstrengend, immer wie die Grinsefische gute Laune zu verbreiten.