Ein Hauch von 1999 - Backstreet Boys auf Tour
München (dpa) - Es ist ein Phänomen: Seit Jahren schon heißt es „Backstreet's Back“, wenn die Backstreet Boys wieder auf Tour gehen.
Immer wieder ist dann von Comeback die Rede. Dabei ist die Band, die nach Angaben ihrer Plattenfirma die erfolgreichste Boyband der Geschichte ist, eigentlich in ziemlich regelmäßigen Abständen auf deutschen Bühnen zu sehen.
Jetzt aber ist die Bezeichnung Comeback durchaus angebracht. Denn zum ersten Mal seit Jahren steht die Gruppe wieder in Originalbesetzung auf der Bühne. Denn zum 20. Bandjubiläum kam das mit 42 Jahren älteste Bandmitglied Kevin Richardson zurück in die Band.
Ein Glück für ihn: Die Choreographien der großen, alten Hits wie „We've Got It Goin' On“, „As Long As You Love Me“ oder eben „Everybody - Backstreet's Back“ hat sich seit Jahrzehnten nicht verändert. Und so kann er einfach da weiter machen, wo er damals aufgehört hat - und auch wenn er zuweilen etwas lustlos agiert, wirkt es, als sei er nie weg gewesen.
„Es ist gut, zurück zu sein“, sagt Richardson beim Auftakt der Deutschland-Tournee am Montagabend in der Münchner Olympiahalle dann auch und beschwört den Geist von 1999 herauf - als die Mädchen noch bauchfreie Tops trugen und sich die Seele aus dem Leib kreischten, wenn Nick Carter und Co. auf die Bühne stürmten.
Die Mädchen von einst sind längst gestandene Frauen geworden, bedecken heute zumeist ihre Bäuche und besuchen das Konzert mit ihrer besten Freundin oder - wenn er Pech hat - ihrem Freund, um hemmungslos in alten Zeiten zu schwelgen.
Der Prosecco und die Cocktails fließen in Strömen und die Halle tobt, wenn die Boyband „Quit Playin' Games With My Heart“ oder „I'll Never Break Your Heart“ anstimmen. Spielt die Band die durchaus hörenswerten Songs aus ihrem neuen Album „In A World Like This“, ist für viele - mangels Nostalgie-Faktor - der vermeintlich geeignete Zeitpunkt gekommen, die Toilette aufzusuchen.
Schade eigentlich. Denn mit Liedern wie „Madeleine“ schlägt die Band völlig neue Töne an, die ihr sehr gut zu Gesicht stehen. Es ist das wohl beeindruckendste Stück auf der neuen Platte, in Singer-Songwriter-Manier mit Akustik-Gitarre und einem Nick Carter, der besser singt als wohl jemals zuvor. Fast geraten diese neuen Lieder aber bei aller zur Schau gestellten Nostalgie auf beiden Seiten zur Nebensache.
Die Band stört sich daran nicht, lässt sich von den Fans von einst feiern und spielt auch selbst damit, dass sie nach 20 Jahren auf der Bühne das Boyband-Image doch eigentlich hätten ablegen müssen.
Nach dem Konzert in München treten die Fünf noch in Berlin, Oberhausen, Mannheim, Hannover, Düsseldorf und Hamburg auf.