Florence And The Machine auf Erfolgskurs

Berlin (dpa) - In Großbritannien ist Florence Welch bereits ein Star. Dem Bild der attraktiven Rothaarigen auf Plakatwänden, auf Zeitschriftentiteln oder in Fernsehbeiträgen kann in diesem Herbst niemand entrinnen.

Der Grund für den Hype: die zweite Platte ihres Projekts Florence And The Machine, Nachfolger des bei Kritik und Kundschaft sensationell erfolgreichen Debüts „Lungs“ (2009).

Das Ende Oktober veröffentlichte „Ceremonials“ (Universal) ist erneut ein Modern-Pop-Album aus dem Bilderbuch - Pop in Großbuchstaben, am Reißbrett produziert ohne Sparzwänge oder sonstige Bescheidenheit. Alles hat Cinemascope-Ausmaß an diesem auf Welterfolg getrimmten Werk. Ob großformatig letztlich auch großartig bedeutet - Geschmackssache. Immerhin: In Deutschland stieg die Platte jetzt auf Platz elf der Charts ein.

„Ceremonials“ entstand in den legendären Londoner Abbey Road Studios, an den Reglern saß Top-Produzent Paul Epworth. Eine Armada von Keyboards, Gitarren, Trommeln, Streichern, Harfen und Chorsängern wurde für die fünfwöchigen Aufnahmen herbeigeschafft, um jeden der zwölf Songs auf Überlebensgröße aufzupumpen.

In anstrengenderen Momenten hört sich das an wie ein gemeinsames Projekt von Peter Gabriel und Michael Cretu (Enigma), mit einer Sängerin, die sich nicht zwischen Adele, Lady Gaga und Kate Bush entscheiden mag. Zum Glück behält Florence Welch aber immer alle Fäden in der Hand, ihre dramatische Soul-Röhre thront über dem maschinell-muskulösen Sound-Bombast.

Wenn die 25-jährige Londonerin in „Lover To Lover“ zu donnerndem Schlagzeug so gewaltig loslegt wie eine Gospel-Queen, ist Gänsehaut programmiert. Neben dem Beat-Gewummer wünscht man sich hier und da einige dezentere Balladen-Arrangements - aber das Ziel dieses Albums war wohl pure Überwältigung.

Mehr als zwei Millionen Mal verkaufte sich bereits das Florence-Debüt „Lungs“, es wurde mit Brit Award und Mercury Prize ausgezeichnet. Der kommerzielle Triumph des Nachfolgers steht außer Frage, und trotz der aufreizend aggressiven Medienkampagne für „Ceremonials“ zeigten die Daumen der Popkritiker überwiegend nach oben.

Florence Welch tut aber auch einiges für den Erfolg: viele Interviews, Promotion-Termine, Fotosessions, Stress und Jetlag. Die Sängerin ist mittlerweile auch nicht mehr nur mit Musik beschäftigt. Erst kürzlich trat sie für Star-Designer Karl Lagerfeld bei seiner Show auf.

„Ja, es war absolut unwirklich“, sagt sie im Interview der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. „Ich saß in dieser Art Muschel, überall Techno-Musik und Wagner um mich herum, und ich dachte nur: "Mein Leben ist so komisch".“ Neben dem Album-Hype wird die Britin jetzt auch noch zur Stil-Ikone erhoben.

Ob der Erfolgsdruck bei der zweiten Platte groß war? Florence Welch winkt ab: „Ich weiß gar nicht, ob ich solch einen Druck gespürt habe. Der Druck beim ersten Album war extrem groß, es war eine Feuertaufe. Aber dieses Mal hatte ich eine klarere Idee, was ich mit wem, wann, wie, wo machen will. Das war viel einfacher.“

Mit dem zweiten Artpop-Großwerk von Florence And The Machine werden wohl die meisten ihrer Fans wieder sehr glücklich werden. Äußerst wichtig ist der Künstlerin darüber hinaus ein ganz bestimmtes Urteil: „Mein Vater ist ziemlich an meiner Musik interessiert, aber er ist einer meiner größten Kritiker - wie die meisten Väter. Er unterstützt mich, aber er versucht, mich auf dem Boden zu halten.“