Gavin Rossdale: „Gwen mag keine Rockmusik“

Mit Bush war Gavin Rossdale ein Star, dann heiratete er Gwen Stefani. Im Interview spricht er über sein Solo-Debüt, Paparazzi und warum er mit seiner Frau kein Duett aufnehmen will.

Lange Zeit war es ruhig um Gavin Rossdale. Der Sänger der erfolgreichen britischen Rockband Bush versuchte zwar, mit einem neuen Projekt, der Band Institute, zurückzukehren, scheiterte aber. Der Plattenfirma reichten die Verkaufszahlen nicht. Nun meldet sich Rossdale mit seinem ersten Soloalbum "Wanderlust" zurück. Seit 2002 ist er mit Pop- und Stilikone Gwen Stefani verheiratet. Gemeinsam leben sie mit ihrem Sohn in Kalifornien.

Herr Rossdale, ihre Band Bush hat sich aufgelöst, weil Gitarrist Nigel Pulsford mehr Zeit für seine Familie haben wollte. Können Sie seine Entscheidung besser verstehen, seit Sie selbst Vater sind?

Gavin Rossdale: Ja und nein! Ich denke, dass es ein Zeichen von Schwäche ist. Jeder in einer Band ist ein Kämpfer, weil man wenig Zeit hat, ständig unterwegs und getrennt von seiner Familie ist. Und es sieht ein bisschen so aus, als hätte Nigel diesen Kampf verloren. Aber vielleicht findet er irgendwann wieder zurück und das Feuer in ihm wird wieder entflammen. In jedem Musiker brennt ein Feuer!

Wie sehr hat Sie Ihre Familie bei der Arbeit an Ihrem neuen Album beeinflusst?

Rossdale: Ehrlich gesagt: Gar nicht! Ich will zwar gut für sie sein und wissen, dass sie stolz auf mich sind, aber meine Inspiration ist eine andere. Meine Einflüsse sind energiegeladene Wörter und Songs, die Musik und Lyrik gut verbinden.

Sprechen Sie eigentlich mit Ihrer Frau über Ihre Musik?

Rossdale: Sie mag leider keine Rockmusik. Aber ich weiß, dass ihr mein neues Album gefällt. Das heißt aber wahrscheinlich, ich muss beim nächsten Mal wieder härtere Töne anschlagen (lacht).

Also können wir nicht hoffen, dass Sie irgendwann mal gemeinsam ein Lied aufnehmen?

Rossdale: Das wäre nichts für uns. Wir wollen unser Privat- nicht mit dem Arbeitsleben vermischen. Als ich das mal auf MTV gesagt habe, kam direkt der Einwand: "Das klappt doch bei Faith Hill und ihrem Mann Tim McGraw auch". Mag sein, dass es bei denen und ihrer Country-Musik funktioniert, aber das bedeutet nicht, dass wir das auch machen müssen.

Ihr Privatleben steht ohnehin sehr im Fokus der Öffentlichkeit. In den USA werden Sie regelmäßig von Paparazzi belagert. Wie schwer ist das Leben für Sie dort?

Rossdale: Es ist völlig idiotisch und beschämend, was da passiert! Ich hasse es! Vor allem probieren sie jetzt, diese Bilder gegen mich zu verwenden. Es wird behauptet, ich würde die Paparazzi bestellen. Aber es stimmt einfach nicht, wir sind wirklich Opfer dieser Fotografen. Heutzutage wissen die Leute sowieso viel zu viel über die Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen. Es wäre aber besser, wenn ein bisschen Mysterium erhalten bliebe. Allerdings freut sich meine Mutter immer über aktuelle Bilder von mir (lacht).

Sie reagieren eher ruhig. Gibt es nicht Momente, in denen Sie auf die Paparazzi losgehen wollen?

Rossdale: Ich sehe die gleichen Paparazzi jeden Tag und weiß, das sind einfach Jungs, die nichts Besseres können. Die kapieren nicht, dass sie nicht die coolsten Leute auf diesem Planeten sind.

Haben Sie sich sogar eine zeitlang auf die Rolle als Gwen Stefanis Ehemann reduziert gefühlt?

Rossdale: Natürlich! Die promi-besessene Welt reduziert jeden auf ein Minimum und macht aus uns Abziehbilder. Die Welt ist allerdings komplizierter als das, was gezeigt wird. Aber sie ist eben auch so kompliziert, dass die Leute solche Bilder sehen wollen, die Prominente auf das Niveau von Astronauten-Essen reduzieren. Es gibt wirklich wichtigere Dinge, um die man sich kümmern sollte, als um diese Promi-Kultur!

War es mit diesem Hintergrund ein harter Weg für Sie, sich wieder aufzuraffen und neue Lieder zu schreiben?

Rossdale: Es fiel mir sogar sehr leicht. Ich habe wirklich gute Musiker kennengelernt, mit denen ich das Album aufnehmen konnte. Allerdings bin ich auch eine Band-Person. Ich fühle mich immer von meiner Band bestimmt, deswegen ist es auch sehr komisch, ein Soloalbum zu veröffentlichen. Es ist merkwürdig, dass jetzt mein Name auf dem Cover steht. Ich mag es lieber, wenn dort der Name meiner Band steht.

Das klingt ein bisschen so, als wären Sie bereit für einen Bush-Neuanfang. Oder ist das Buch endgültig geschlossen?

Rossdale: Oh nein, das Buch ist niemals endgültig geschlossen. Warum sollte es? Die Geschichte könnte doch irgendwann weitergehen!