John Fogerty: Ein Arbeiter des Rock ’n’ Roll
Der Meister ist zurück: John Fogerty stellt in Bonn Neues und Altbekanntes vor. Rund 6000 Besucher baden in Seligkeit.
Bonn. Vogelgezwitscher aus dem Keyboard, ein Kiekser aus der Gitarre, der Bass beginnt zu wummern: "Born On The Bayou" - geboren im Sumpf - der Meister betritt die Bühne an der Bonner Museumsmeile.
John Fogerty ist zurück. Seit 2005 kommt der Frontmann und Kopf von Creedence Clearwater Revival (CCR) jährlich nach Deutschland. Hatte er sich im vergangenen Jahr mit zwei Konzerten rar gemacht, ist er dieses Mal wieder im Zuge einer größeren Tour zu erleben.
Der erste Song ist durch, der Sound steht, ist für ein Open-Air sogar richtig klasse. "Ich hab ein neues Album aufgenommen", verkündet der 63-Jährige. Und führt in die Irre.
"Der nächste Song ist nicht davon." Nach den ersten beiden Akkorden von "Bad Moon Rising" bricht ein Begeisterungssturm los.
Das Publikum, es mögen 6000 Besucher sein, badet in CCR-Seligkeit, die Fogerty fleißig schürt. "Who’ll Stop The Rain", viele denken, er habe dieses Stück bereits in Woodstock gespielt, hat er nicht. Von diesem Auftritt gibt’s (leider) keinerlei Aufzeichnung.
Es ist nicht die Nostalgie, die begeistert. Fogerty klingt immer wie CCR, auch wenn er Stücke aus dem aktuellen Album "Revival" spielt. Dass zwischen "Don’t You Wish It Was True" und "Lookin’ Out My Backdoor" fast 40 Jahre liegen, fällt nicht auf.
Der Mann im karierten Hemd ist ein Meister des Stil-Mixes: Contrymäßig angehauchte Stücke, Cajun-Anklänge, harter Rock ’n’ Roll. Beim Oldie "Ramble Tamble" lässt die Band es so richtig krachen, tobt der Drummer sich aus, kreischt die Leadgitarre.
Im Programm macht Fogerty auch vor dem Rhythm-’n’-Blues-Klassiker "Keep On Chooglin’" aus dem ebenso legendären wie musikalisch miserablen Album "Live in Europe" nicht halt.
Und das Publikum? Zumeist im gesetzteren Alter. Da ist der 60-Jährige mit Stoffhose, Hemd, Krawatte und Parka ebenso wie die 59-Jährige mit engen Jeans, Cowboy-Hut und Stiefeln.
Aber auch jüngere Menschen haben sich an die Museumsmeile verirrt. Solche, die noch nicht mal in der Familienplanung waren, als Creedence Clearwater Revival auseinanderbrach.
Bei "Down On The Corner" hat der Meister so richtig Fahrt aufgenommen. Er treibt seine Band in einem Tempo vor sich her, das beeindruckend und gleichzeitig halsbrecherisch ist.
Als müsse er beweisen, dass niemand seine Songs schneller spielen kann als er selbst. Der Mann - und mit ihm seine hervorragende Truppe - zelebrieren den Rock ’n’ Roll nicht, sie arbeiten ihn.
Dabei merkt man dem Kalifornier an, dass er mit seiner Vergangenheit - den Querelen um die Rechte an seinen Songs und den Stress mit seinen ehemaligen Bandmitgliedern - abgeschlossen hat. Er wirkt nicht gelöst, er ist es.
"Hey Tonight", das unvermeidliche "Fortunate Son" - und Abgang. Dann der Beweis, dass "Rockin’ All Over The World" - allem Tempo zum Trotz - kultivierter zu spielen ist, als man das von Status Quo gemeinhin kennt.
"Proud Mary" - das war’s. Zwei Stunden mit großer Musik sind vorbei. Das Publikum hätte noch mal soviel vertragen.