Rock-Szene trauert um Bo Diddley
Nachruf: Musiker verdanken ihm den eigenen Sound und den Aufstieg.
Miami. Die Musikwelt trauert um die Rock’n’Roll-Legende Bo Diddley. Der US-Musiker starb im Alter von 79 Jahren in seinem Haus in Archer im US-Bundesstaat Florida an Herzversagen.
Selbst inspiriert durch die Rhythm-and-Blues-Größen John Lee Hooker und Muddy Waters, wurde Bo Diddley zum musikalischen Vorbild für Stars wie Elvis Presley oder die Rolling Stones. "Er war ein wunderbarer, origineller Musiker", erklärte Mick Jagger. "Wir haben viel von ihm gelernt." Die inzwischen 82-jährige BB King sagte, "wir werden ihn vermissen, aber sein Vermächtnis lebt weiter."
Mit Sonnenbrille und einer eckigen Gitarre als Markenzeichen und Songs wie "Who Do you Love" und "I’m a Man" wurde Diddley in den 60er Jahren zu einer Legende. Als experimentierfreudiger Pionier des Rhythm-and-Blues schuf er den schroffen Beat des Rock’n’Roll, der sich in zahlreichen Hits anderer weltbekannter Musiker wiederfindet, darunter "Desire" von U2, "Faith" von George Michael, "Magic Bus" von The Who oder "Not Fade Away" von Buddy Holly.
Auch für den jungen Elvis Presley war Bo Diddley ein Vorbild: "Er hat Bo Diddley bis ins letzte Detail kopiert", schrieb die Zeitung "The Amsterdam News" im New Yorker Stadtteil Harlem 1956 nach einem der ersten Auftritte des King.
Geboren wurde Diddley am 30. Dezember 1928 in McComb im US-Bundesstaat Mississippi als Otha Ellas Bates, später änderte er seinen Namen in Ellas McDaniel Diddley. In jungen Jahren zog er mit seiner Familie nach Chicago, das auch für viele andere Blues-Musiker aus dem Mississippi-Delta zur zweiten Heimat wurde.
Als Kind wollte Diddley Violonist werden, doch gab er diesen Wunsch rasch auf: "Ich habe nicht sehr viele Schwarze in den großen Orchestern Violine spielen sehen", sagte er im März 2007 dem Rundfunksender NPR. Stattdessen folgte er seinen Vorbildern Muddy Waters und John Lee Hooker und griff zur Gitarre, um den für ihn typischen rauen, schleifenden Gitarrensound zu erfinden.
Damit kam er rasch an in den Clubs von Chicago. Der große Einfluss, den Diddley auf viele Musikgrößen hatte, zahlte sich für ihn selbst nicht aus. "Viele Bands haben meine Sachen nachgespielt, aber wo ist das Geld?", klagte er in seinem letzten großen Interview mit NPR. Immerhin brachten sein Ruhm ihm 1987 einen Platz in der Rock and Roll Hall of Fame ein und einen Grammy für sein Lebenswerk.
In den 80er Jahren wurde es still um den Musiker. Mit aller Macht drängte er später noch einmal in Werbespots für eine US-Sportbekleidungsfirma in die Öffentlichkeit, in denen er spottete: "Du kennst Diddley nicht." 2005 ging er zu seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum noch einmal auf Welttournee. Von einem Schlaganfall und einem Herzinfarkt im vergangenen Jahr hat er sich nicht wieder erholt.