Gitarren-Legende Jeff Beck wird 70
London (dpa) - Jeff Beck gehört einer Generation von Musikern an, die lange Zeit nicht alt zu werden schien. Oder wenigstens nicht müde. Er ist zwei Jahre jünger als Paul McCartney, etwa ein Jahr jünger als Mick Jagger und ein paar Monate älter als Rod Stewart.
Jeff Beck wird am Dienstag (24. Juni) 70.
Den Rest seiner Europatournee musste er jetzt allerdings kurzfristig absagen, wie sein Management am Montag bestätigte. „Aus gesundheitlichen Gründen“ - mehr wollte ein Sprecher zunächst nicht sagen.
Es sollte eine gefeierte Tournee werden, wie es bei einem Weltklasse-Gitarristen nicht anders zu erwarten ist: „Becks überragendes Spiel ist erst ekstatisch und dann verträumt“, schwärmte das „Classic Rock“-Magazin erst vor wenigen Wochen über den mehrfachen Grammypreisträger. Er zaubere „unglaubliche Geräusche“ aus seiner Gitarre, befand der französische „Le Parisien“.
Beck hat in vielen unterschiedlichen Formationen ganz unterschiedliche Musikstile erprobt, von Pop bis Rock, Funk bis Trance und natürlich Jazz. Legendär ist seine Zeit 1965/66 mit den Yardbirds, wo er Eric Clapton ersetzte und dann von Jimmy Page (später Led Zeppelin) ersetzt wurde, weil er sich mit der Band überworfen hatte. Ebenfalls eher kurzlebig war die Jeff Beck Group mit Rod Stewart und Ron Wood, dem späteren Stones-Gitarristen.
Es ist Becks unendliche Vielseitigkeit, die sein Gesamtwerk und jedes einzelne Konzert zum Erlebnis macht. Der Musiker mit dem wuscheligen dunklen Haar, das 1969 eigentlich schon aussah wie noch jetzt, kann auf der Gitarre wahlweise singen oder geigen, orgeln, trompeten oder flöten - stets mit den Fingern, nicht mit dem Plektrum. „Ich verstehe nicht, warum manchen Leuten die Gitarre nur zusagt, wenn der Sound sofort als Gitarre erkennbar ist“, lässt er sich auf seiner Homepage zitieren. Beck kann unglaublich flink und virtuos spielen, sein Solo „Cause We've Ended As Lovers“ wurde im April von der Fachzeitschrift „Guitar World“ zum besten langsamen Gitarrensolo gewählt.
Gleich zweimal ist Jeff Beck in die „Rock and Roll Hall of Fame“ gewählt worden, einmal als Mitglied der Yardbirds, einmal als Solokünstler. Der „Rolling Stone“ nennt den überzeugten Vegetarier in einer Liste der 100 größten Gitarristen auf Platz fünf. Im Mai kam zur langen Liste der Auszeichnungen ein Ivor-Novello-Award für Becks „herausragenden Beitrag zur britischen Musik“.
Seine Welttournee hatte Beck in diesem Jahr auch schon nach Asien und Australien geführt. Vier Konzerte in Deutschland wollte er eigentlich noch im Sommer geben, bevor ihm die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung machte. Später sollte es in die USA gehen. Zwischendurch meldet sich der nun 70-Jährige immer wieder über soziale Netzwerke zu Wort, in denen er weitaus weniger virtuos als auf der Gitarre zu agieren scheint. In seinem Blog gibt er zu: „Das ganze Twittern, Facebooken und das andere Zeug, das dauert ein bisschen, sich daran zu gewöhnen!“