James Blunt: Ein Schmusesänger gibt den harten Rocker
Der Brite James Blunt flirtet mit 8000 begeisterten Besuchern in der Arena Oberhausen.
Oberhausen. Der Offizier und Gentleman fällt aus der Rolle. James Blunt kickt lässig den Klavierhocker weg und klettert auf das Instrument, um darauf zu „surfen“. Er flirtet mit dem Publikum und röhrt an der E-Gitarre. Bei seiner Deutschland-Tournee mit dem dritten Studioalbum „Some Kind of Trouble“ machte der Brite Station in der Arena Oberhausen und gab vor 8000 Zuschauern den Rocker.
Schmuse-James, Schnulzen-King, Gitarren-Softie — so höhnen seine Kritiker. Sie müssen sich etwas Neues einfallen lassen. In Jeans und ausgewaschenem T-Shirt joggt der Frauenschwarm mit der markanten Kopfstimme quer durch die Halle und klatscht ihm entgegengestreckte Hände ab. Auf der Bühne greift er zur Gitarre und spielt vier Titel durch, dann bringt er ein „Guten Abend, Oberhausen“ hervor.
Das Publikum des 37-Jährigen hat sich gewandelt. Der Sänger und Songwriter zieht generationsübergreifend Fans an, davon kaum mehr als die Hälfte weiblich — auch eine Folge des neuen, dynamischeren Albums. Mit Pop wie „So far gone“ und „Superstar“ hat Blunt die Menge von Anfang an im Griff. „I’ll be your man“ ist ein richtiger Aufpeitscher, „Turn me on“ Rock pur.
Natürlich singt der Mann mit dem verträumten blauen Blick auch seine Balladen aus den beiden früheren Alben. In „Carry you home“ erzählt er, wie ein Blauhelmsoldat im Kosovo einem Freund beim Sterben zusieht. Solche Songs trägt er so schlicht und ernst vor, dass einige Tränen fließen. Blunt ist ein Popstar ohne Allüren. Einzige Eitelkeit scheint der Siegelring am kleinen Finger zu sein. Bei der Kulisse beschränkt er sich auf eine effektvolle Lightshow.
James Hillier Blount, so sein bürgerlicher Name, verausgabt sich live. Patschnass flirtet er zweideutig: „I’m hot.“ Und fügt eindeutig hinzu, dass er es toll fände, wenn seine schwitzenden Fans sich auszögen. Die reagieren irritiert. So kennt man den Sohn aus vornehmer Familie mit Verbindung zum Königshaus nicht. Nach 90 Minuten ist Blunt erschöpft — und beeindruckt von seinem fitten Publikum. Als er schließlich seine fünfköpfige Band vorstellt, dringt doch noch die gute Erziehung durch: Jeder wird mit „Mister“ vorgestellt.