James Levine verlässt das Boston Symphony Orchestra
New York (dpa) - Der amerikanische Stardirigent James Levine (67) trennt sich zum September vom Boston Symphony Orchestra. Das berichtete die „New York Times“ am Donnerstag.
Levine gilt als einer der größten Dirigenten der Gegenwart, war aber wegen Erkrankungen zuletzt häufiger ausgefallen. Nach Angaben des Orchestermanagers, Mark Volpe, wird Levine den Bostonern nach dem Ende dieser Saison möglicherweise als Gastdirektor erhalten bleiben.
Der 67-Jährige führt als Musikdirektor der New Yorker Metropolitan Opera, der er bereits seit vier Jahrzehnten angehört, und der Bostoner Sinfoniker seit 2004 zwei weltberühmte Klangkörper. Daneben gastierte er bei den Festspielen in Salzburg und Bayreuth und war von 1999 bis 2003 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker.
Ein Sturz auf der Bostoner Bühne, mehrere Rückenoperationen und eine Nierentransplantation zwangen den Meisterdirigenten in den vergangenen fünf Jahren wiederholt zu Klinikaufenthalten. Davor hatte er an der New Yorker Met nach Angaben der Zeitung nur rund ein Dutzend von 2000 Aufführungen verpasst.
Seit den Operationen musste er in New York 55 von 285 Opernabenden absagen. In Boston sprang nach Angaben der Sinfoniker für jedes fünfte seiner Konzerte ein Kollege für ihn ein. „Ich habe schon lange darüber gegrübelt“, sagte Levine dem Blatt über seine Entscheidung, sich von Boston zu lösen. „Jedes Mal, wenn ich wegen Krankheit absagen musste oder nicht in bester Verfassung war, dachte ich, so kann es nicht weitergehen. Das ist weder für das Orchester noch das Publikum oder auch mich richtig.“
Levine stammt aus einer musikalischen Familie in Cincinnati (US-Bundesstaat Ohio). Sein Großvater mütterlicherseits war Kantor in einer Synagoge, der Vater Violinist und die Mutter Schauspielerin. James bekam schon sehr früh Klavierunterricht und trat vom zehnten Lebensjahr an öffentlich auf. Er erlernte sein Fach an der Juilliard School of Music in New York und von George Szell am Cleveland Orchestra. Anschließend ging er nach Chicago. Dort entstanden auch die Aufnahmen mit dem Chicago Symphony Orchestra für den Disney-Film „Fantasia 2000“. Sein erster Auftritt bei der New Yorker Met war 1971.