Jungstar: Mika – der neue Prinz des Pop

Ein 23-Jähriger macht sich auf, Nachfolger des Pop-Idols Freddy Mercury zu werden.

<strong>London. Selten hat ein junger Künstler in Großbritannien derart die Gazetten durcheinander gewirbelt wie dieser haselnussbraune Lockenschopf. Fast unheimlich klingt es, wenn Mika seinen Hit "Grace Kelly" anstimmt. Denn so nahe ist noch nie einer dem größten aller britischen Pop-Idole gekommen. Wenn der 23-Jährige mit seiner Vier-Oktaven-Stimme schier unerreichbare Höhen erklimmt, dann fühlt man sich dem 1991 verstorbenen Queen-Sänger Freddy Mercury plötzlich wieder ganz nah.

Ein begnadeter Entertainer genau zur rechten Zeit

Und doch steckt in dieser jungen Stimme sogar noch mehr an Variationsbreite als der Queen-Frontmann je zu bieten hatte. Das wird bei seinem Debütalbum "Life in Cartoon", deutlich, das direkt auf Platz 1 in die UK-Charts eingestiegen ist. Es ist aber nicht nur die Sangesqualität, die die Musikwelt aufhorchen lässt. Mika ist ein begnadeter Entertainer, der in Zeiten, in denen der tablettensüchtige Robbie Williams zurückstecken muss, genau am richtigen Platz ist. Dabei ist das Leben, das Mika mit seinen 23 Jahren hinter sich gebracht hat, mehr als bewegt. Als Sohn eines Amerikaners und einer Libanesin wird er als Mica Penniman in Beirut geboren. Bereits in seinem ersten Lebensjahr flieht seine Familie vor dem Bürgerkrieg nach Paris. Wenig später wird sein Vater bei einer Geschäftsreise nach Kuwait Opfer der Geiselnahme in der US-Botschaft.

Als er nach einem halben Jahr wieder frei kommt, zieht die Familie nach London, wo für den kleinen Mika ein Martyrium beginnt. Der damals pummelige Junge mit seinen langen Locken und dem amerikanisch-französischen Akzent wird in der Schule so massiv gemobbt, dass er Lesen und Schreiben verlernt und schließlich sogar verstummt.

In seinem Megahit "Grace Kelly" macht der Künstler seinem Ärger Luft und verschafft sich somit Respekt bei den Plattenfirmen. Dass er zudem konsequent sein Privatleben abschirmt, bringt ihm bald schon die Hasstiraden einiger britischer Blätter ein.

Das geht soweit, dass sich Queen-Gitarrist Brian May vor den Nachwuchsstar stellt, oder dass er für seinen Song "Grace Kelly" sogar von der hitparadenerfahrenen monegassischen Prinzessin Stéphanie die Absolution erteilt bekommt.

CD-Kritik Ja, da steckt ’ne Menge drin. Mika absorbiert für sein Debüt scheinbar alles, was in den vergangenen 30 Jahren für prallbunten Power-Pop stand: den charismatischen Varieté-Rock von Queen, die falsettdurchsetzten Disco-Rhythmen der Bee Gees, die verträumten Klavierakkorde von Elton John, nicht zuletzt den unverhohlenen Hang zum Ohrwurm, der Robbie Williams zum Superstar gemacht hat. Warum auch kleckern, wenn man klotzen kann? Highlights sind die perfekt arrangierte Hitsingle "Grace Kelly", das beatleske "Billy Brown" und das dramatische Singspiel "Any Other World".