Kanye West: Der rappende Bildungsbürger
Kanye West hat sich seit 2002 zum wichtigsten R’n’B-Musiker seiner Generation gemausert. Kein Wunder, dass sein neues Album wie ein Schatz gehütet wird.
Düsseldorf. Den wichtigsten Satz seines Lebens sagt Kanye West ganz am Ende. Ganz am Ende seines wichtigsten Songs: "I’m a champion, so I turned tragedy into triumph, make music that spits fire, spit my soul through the wire." West ist der Champion, der die Tragödie in einen Triumph verwandelt. Der Champion, der dem Tod von der Schippe springt und diese Grenzerfahrung zu flammender Musik macht: heiß und direkt aus der Seele "hinausgespuckt".
West kommt nicht aus irgendeinem Slum mit all seinen kaputten Lebensgemeinschaften. Er entstammt einer Chicagoer Akademikerfamilie. Dem Teufel blickt er so sicherlich nicht ins Gesicht. Dennoch packt er ihn: West gibt sich in seinen Songs hoch gesellschaftskritisch. Er geißelt den Konsum, die Gottlosigkeit, den Krieg - und die Schule: Ein Jahr vor dem Abschluss entflieht er ihr in ebenso ominöser wie tiefer Abneigung.
Aberglaube Wests Markenzeichen wie auch Maskottchen ist ein Teddybär, der als Piktogramm bislang auf allen seinen Produktionen als Cover-Motiv zu sehen war.
Kontroverse Beim Benefizkonzert für die Opfer der durch den Hurrikan Katrina ausgelösten Flutkatastrophe in New Orleans provozierte Kanye West eine Kontroverse, als er in seiner Funktion als prominenter Pate vom Teleprompter-Text abwich, einen Vortrag über das Bild der Schwarzen in den amerikanischen Medien hielt und mit dem Satz abschloss: "George Bush sind wir Schwarzen egal!" Der Vorfall löste in den USA wochenlange Diskussionen aus.
Respekt Entgegen der in der Hip-Hop-Szene verbreiteten Homophobie spricht sich Kanye West in Interviews für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen aus. Diese Haltung sorgte bei einigen Kollegen für hämische Kommentare.